Wahlkampf auf paraguayisch
Geschrieben von Christine aus San Bernadino/Paraguay
Weil uns der derzeitige Bürgermeister von San Bernardino nicht zusagt und ein Freund von uns die besten Chancen hat, sich diesen Posten zu erkämpfen, haben wir ihm – abgesehen von einer Geldspende in nicht unerheblicher Höhe – tatkräftige Hilfe beim Wahlkampf zugesagt.
Was man verspricht muss man halten, schließlich erwarten wir ja von dem neuen Bürgermeister auch so einiges, weshalb es letztes Wochenende so weit war, unser Versprechen einzulösen. Es ging um die Vorentscheidung.
Stolz darf ich an dieser Stelle vermerken, dass unser Mann – Brigido – haushoch gewonnen hat.
Man sollte vielleicht zuerst erklären, wie ein Wahlkampf hierzulande vor sich geht. Die Paraguayos sind ein unglaublich wahlfaules und politisch total desinteressiertes Volk.
Aus diesem Grunde muss man die Leute aus ihren Behausungen locken, indem man sie abholt, wieder nach Hause bringt und wenn sie das Kreuz an die richtige Stelle gesetzt haben, bekommen sie zum Dank 50.000 Guaranies (ca. 6,50€).
Dies ist auch der eigentliche Grund, weshalb eine hohe Wahlbeteiligung zustande kommt. Derjenige, der die größten finanziellen Mittel zur Verfügung hat, gewinnt natürlich. Das hat nicht viel mit Politik im eigentlichen Sinne zu tun, ist hier aber nun einmal so.
Also machte sich meine Tochter, gemeinsam mit ihrem Freund und meinem Pick-Up auf die Socken bzw. auf Wählerfang.
Das ganze war eine unglaubliche Gaudi. Es ging über Stock und Stein, über klapprige, aus Holzbohlen bestehende Brücken. Über schmale Waldpfade zu den entlegensten Hütten. Immer mehr Menschen wurden eingesammelt. Alle hatten sich fein gemacht und saßen stolz hinten auf der Ladefläche, oder noch stolzer auf der hinteren Bank des Fahrzeuges.
Mit lautem Gejohle und Gelächter ging es dann zum Wahllokal. Nach getaner Pflicht und Entgegennahmen der versprochenen Geldsumme, ging es dann wieder zurück.
Sofort ging es weiter, die nächsten Wähler warteten schon ungeduldig.
So ging es den ganzen lieben langen Tag. Spätabends kam meine Tochter total gerädert (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder zurück, rundum glücklich über den Erfolg.
Vielleicht sollte man dieses System auch in Deutschland einführen. Denn egal wer gewinnt, Spaß hat man während der Wahl auf jeden Fall…
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