Spanien droht Platzen der Immobilienblase

In dem vergangenen Jahrzehnt hat Spanien wie kein anderes Land in Europa vom Boom im Wohnungsbausektor profitiert. Die Preise für Immobilien stiegen von 1997 bis 2007 um rund 60 Prozent an.
Diese Zeiten scheinen jetzt endgültig vorbei zu sein. Die Aktie von Inmobiliaria Colonial hat derzeit mit massiven Kursverlusten zu kämpfen. Allein in den letzten zwei Wochen verlor sie über 45% an Wert.
Ausgehend vom Kurshoch im Dezember des Jahres 2006 beträgt das Minus inzwischen knapp 72.9 Milliarden Euro. Grund dafür ist die mangelnde Nachfrage nach Immobilien. Mangelnde Nachfrage heißt dementsprechend fallende Preise. Die Bauaktivität in Spanien soll 2008 um 40% zurückgehen.
Die Bauunternehmen befürchten den Verlust von 400 000 Arbeitsplätzen. Die ersten Wohnungsbaugesellschaften haben bereits Konkurs angemeldet. Experten gehen davon aus, dass sich die Krise auf die gesamte Wirtschaft ausweiten wird. Zwar hatte Spanien in den letzten Jahren ein überdurchschnittliches hohes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen gehabt, dieses war aber vor allem auf den Bauboom zurückzuführen gewesen.
Gleichzeitig zur Immobilienkrise ist die Inflationsrate in Spanien auf dem höchsten Stand seit10 Jahren. Vor allem bei Benzin, Lebensmitteln und Strom sind die Preise rasant gestiegen.
Viele Spanier fürchten auch den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Dementsprechend zurückhaltend sind sie  bei ihrem Kaufverhalten. Vor allem Einzelhändler bekommen diese Zurückhaltung bereits zu spüren.
Aber auch die spanischen Firmen werden diese Krise schmerzlich miterleben, denn viele Tarifverträge sind an die Inflation gekoppelt. Der größte Arbeitgeberverband schätzt, dass die Firmen wegen der hohen Preissteigerung in diesem Jahr mehr als drei Milliarden Euro zusätzlich für Lohnkosten ausgeben müssen. Spanien verliert derzeit an Wettbewerbsfähigkeit, die es mit dem Ende des Immobilienbooms dringend gebrauchen könnte.
In zwei Monaten sind in Spanien Parlamentswahlen. Konservative und Sozialisten liefern sich derzeit ein enges Kopf an Kopfrennen. Beide Parteien haben sich die Bekämpfung der wirtschaftlichen Probleme bereits zum Wahlkampfthema gemacht.
Spaniens Ministerpräsident Rodriguez Zapatero will 300.000 Eigentumswohnungen für sozial Schwächere bauen lassen. Sein Parteikollege im südspanischen Andalusien, Manuel Chaves, hat mit Baulöwen, Banken und Gewerkschaften gar einen Plan für 700.000 Wohnungen unterschrieben.
Allerdings hat wohl die konservative Partei in dieser Frage derzeit die Nase vor. Schuld daran ist wohl ein „Ausrutscher“ den sich Wirtschaftsminister Pedro Solbes leistete.
Er machte die Ignoranz der Verbraucher für die hohe Inflation verantwortlich. Noch im Sommer dieses Jahres hatte der gleiche Minister übrigens auf einer Pressekonferenz behauptet, dass die Hypothekenkrise der USA keine nennenswerten Auswirkungen auf die spanische Ökonomie haben wird.
Ein anderer Minister empfahl zu Weihnachten einfach mehr Kaninchen zu essen. Scheinbar haben die spanischen Politiker den Ernst der Lage noch nicht erkannt.

Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=05012008ArtikelWirtschaftBerg1

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