Spanien hat ausgeschlafen

Nur noch eine Stunde Mittagspause, und um rund 18.00 Uhr geht das Licht aus.
Die Beamten in Spanien sollen künftig auf die Siesta verzichten.

Eine Neuregelung der Dienstzeiten, die am 1. Januar in Kraft tritt, sieht für weite Teile des öffentlichen Dienstes ein Verkürzung der Mittagspause auf eine Stunde vor. Damit soll die Produktivität erhöht und die Büroöffnungszeiten den Bedürfnissen der Kunden angepaßt werden.

Zudem möchte die Regierung, dass die Beamten Arbeit und Familie besser unter einen Hut bringen können.

Die meisten spanischen Beamten weinen der ausgiebigen Mittagsruhe von bis zu drei Stunden jedoch keine Träne nach, auch wenn die Siesta zuweilen als ein urspanisches Kulturgut wie der Flamenco oder der Stierkampf gegolten hatte. Für die Staatsbediensteten zählt vor allem, dass die Neuregelung es ihnen erlaubt, den Feierabend um bis zu zwei Stunden vorzuziehen.

Bisher taten die Beamte von 9.00 bis 14.00 Uhr und von 17.00 bis 20.00 Uhr Dienst. Dies bedeutete, dass sie einen längeren Arbeitstag hatten als ihre Kollegen in fast allen anderen EU-Ländern und ihre Familien kaum zu Gesicht bekamen.

Die Neuregelung sieht vor, dass die Ministerien um 18.00 Uhr schliessen. Der für den öffentlichen Dienst zuständige Minister Jordi Sevilla appellierte an seine Kabinettskollegen, die Regelung in allen Ministerien zügig umzusetzen.
Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Claudio Boada lobte die neuen Regelungen, da die lange Mittagspause ineffizient sei und auch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verringert. 

Die Privatwirtschaft folgt nach und nach dem Beispiel der Behörden.
In der Praxis jedoch waren viele Firmen der Regierung längst zuvorgekommen. Die Supermärkte und Kaufhäuser in spanischen Grossstädten sind seit langem mittags durchgehend geöffnet. Auch zahlreiche Grossbetriebe und Fabriken nehmen seit einiger Zeit keine Rücksicht mehr die Tradition der Siesta.

Susanne Hesse

IMP-Agentur