Was man als Ausländer in Spanien erleben kann. Ein Erfahrungsbericht

Am Samstag, 19.6.2010 wollten wir zu einer Grillparty fahren. Wir wohnen in La Cala de Villajoyosa und die Polizeikontrolle war 50 Meter weiter in La Cala de Finestrat. Uns war schon klar, dass der Termin von i.t.v. überschritten war. Das ist uns im vergangenen Jahr auch passiert.
Bei der vorjährigen Kontrolle wurde uns eine 10-Tages-Frist zum Nachholen der Fahrzeuginspektion gestellt. Wir bekamen keine Multa, nur mussten wir nach Ablauf der zehn Tage bis nach Alicante, um unsere Zulassung abzuholen. Seit drei Jahren fahren wir den Baleno, der ein spanisches Kennzeichen hat. Von dem Chef der Werkstatt Calpe Cars in Benissa erhielten wir den Hinweis, dass es nach den neuen Bestimmungen Geld kostet, wenn man ohne gültige Inspektion erwischt wird. Deshalb machten wir auch mit ihm einen Termin zum 1. Juli zur Vorbereitung und Durchführung der Inspektion aus. Leider müssen wir bei solchen größeren Sachen immer bis zum 1. Warten, dann erst habe ich meine Behindertenrente (EU-Rente oder Erwerbsunfähigkeitsrente) verfügbar.
Nun war aber die Polizeikontrolle schon am 19.6.2010. Der freundliche Polizist begann sich die Papiere anzuschauen. Er schrieb auch eine Denuncia. Dann trat der zweite Polizist hinzu und machte ihn darauf aufmerksam, dass ich als Fahrer ein Deutscher bin. So jedenfalls verstand ich die nicht sehr laute Bemerkung des einen Polizisten zum anderen.
Wie auf der Kopie der Denuncia zu erkennen ist, wurde der ursprüngliche Betrag geändert. In diesem Jahr wurde nicht einmal die spanische Zulassung eingezogen. Wir wunderten uns darüber. Das bestärkt uns auch, diese Multa nicht zu bezahlen, denn darin haben wir einige Übung. Wie uns unsere spanischen Freunde vormachten, sagten wir bisher zu jeder Multa „Bon viaje“. Und nie kam etwas nach, selbst bei einer Multa durch die hier so gefürchtete Guardia Civil nicht.
Wir halten es dennoch für fragwürdig, dass wir als Nichttouristen und Ausgewanderte, also als Residenten so abgezockt werden. Wenn meine Rente höher wäre, müsste ich in Spanien Einkommensteuer bezahlen. Und die IVA fließt auch ins spanische Staatssäckel.

Aber auch in anderen Polizeiangelegenheiten haben wir schon festgestellt, dass die uns gar nicht für voll nehmen. Ich hatte vor einiger Zeit INEM-Büro in Benndorf einen Herzanfall. Die Beamtin im Arbeitsamt ist trotzt der Bitte und dann der Forderung nach Hilfeleistung (beispielsweise durch das Anrufen des Notarztes) nicht nachgekommen. Erst eine andere „Kundin“ des Arbeitsamtes rief mit ihrem movíl um Hilfe.
Als wir am anderen Tag nach dem ich aus den Hospital entlassen war, bei dem nationalen Körper der Polizei, also bei der Nationalpolizei in Benidorm Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstatten wollten, wies der kluge und entscheidungsfreudige Polizist mich mit der Bemerkung ab, dass ich doch recht gesund aussähe und mir nicht passiert sei. In Spanien entscheiden also die Polizisten und nicht der Staatsanwalt, ob es sich bei Konflikten um eine Straftat oder nicht handelt? Nun wir wohnen schon seit 9 Jahren in Spanien und meiden mehr oder weniger erfolgreich den Kontakt mit der Polizei. Manchmal meiden die aber nicht den Kontakt zu uns..

Mit freundlichen Grüßen
Peter Schulze und Ralf Rosenfeldt
Juni 2010

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