Medikamente neu einstellen

Heilklima an der Costa Blanca mit Verzögerung
Taub rein, hörend raus…

Immer wieder stelle ich fest, dass Patienten zu mir kommen und sagen, ihnen ginge es seit ihrer Ankunft hier zunehmend schlechter. Und hier gäbe es doch das so berühmte Heilklima!
Es handelt sich dabei normalerweise um in ihren Heimatländern "gut eingestellte" Patienten. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind das in der Regel Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, Überfunktion der Schilddrüse und solche, die mit gerinnungshemmenden Mitteln behandelt werden.
Nach meiner Erfahrung ändert sich aber an der Costa Blanca die Gesamtsituation des Körpers damit auch Blutdruck, Zuckerspiegel, Schilddrüsenhormone sowie die Blutgerinnung.
Das heißt im Klartext: Die Medikamente müssen neu eingestellt werden. War z.B. 2 x täglich 1 Tablette die richtig Dosierung für Deutschland, benötigt man hier eventuell nur eine Tablette, um den korrekten Blutdruck zu halten.
Also bitte daran denken und hier erneut zum entsprechenden Arzt gehen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Probleme beim Druckausgleich
Eine andere unschöne Überraschung bei der Ankunft mit dem Flugzeug sind starke Ohrenschmerzen, eventuell Schwindel und Taubheit und/oder Ohrgeräusche. Besonders kleinere Kinder leiden sehr unter den Schmerzen.
Diese werden dadurch hervorgerufen, dass beim Abstieg des Fliegers der Luftdruck stärker wird. Funktioniert dann der sogenannte Druckausgleich im Mittelohr nicht richtig, wird das Trommelfell vom Luftdruck nach innen gedrückt und tut dabei ganz erheblich weh.
Abhilfe schaffen hier (oft, aber nicht immer) Bonbons, Kaugummi, Gähnen oder Druckausgleich, wie ihn die Taucher machen. Es geht darum, im Mittelohr den selben Druck wie draußen zu haben.

Wasser im Ohr
Hält der krankhafte Zustand des Unterdrucks an, tritt Gewebswasser aus der direkten Umgebung ins Mittelohr aus. Man hat "Wasser im Ohr". Das entzündet sich sehr gerne, und der Ärger mit einer Mittelohrentzündung nimmt seinen Lauf.
Der HNO-Arzt hat oft gut Möglichkeiten, die Druckverhältnisse positiv zu beeinflussen und damit den Lauf der Dinge zur Zufriedenheit der Betroffenen zu verändern. Ansonsten bleibt nur der Griff zum entsprechenden Antibiotikum.
Übrigens entstehen gerade bei kleinen Kindern diese Komplikationen, aber nicht durchs Fliegen hervorgerufen, sondern durch die sogenannten Polypen (im Fachjargon Adenoide genannt). Diese sitzen oft genau vor der Belüftungsröhre für das Mittelohr.
Dauernde Erkältungen, Rotz in der Nase, offener Mund, Schnarchen und natürlich Mittelohrenzündungen sind untrügliche Zeichen für das Vorhandensein dieser Störenfriede. Abhilfe schafft in diesem Fall allerdings nur ein operativer Eingriff, bei dem die sogenannten Polypen entfernt werden müssen.
Eine völlig andere Sache ist dagegen die "beliebte" Touristenotitis. Es reicht ein Sprung ins kühle Nass, der äußere Gehörgang (also von draußen bis zum Trommelfell) wird nass.
Ein bisschen Wind oder Zug (offenes Autofenster, Ventilator, Aircondition) und das Ganze bei der hier herrschenden Wärme reicht dann aus, um die Betreffenden in sehr schmerzhafte Schwierigkeiten zu bringen, denn es entzündet sich dieser äußere Gehörgang.
Das ist zwar zuerst nicht echt gefährlich, aber außerordentlich schmerzhaft. Hier hilft nur der rasche Gang zum Facharzt.

Hörsturz und Meniere’sche Krankheit
Zwei weitere Probleme möchte ich ansprechen: den Hörsturz und die Meniere’sche Krankheit. Ein Hörsturz ist eine einseitige, plötzlich auftretende Schwerhörigkeit, ein Gefühl, als ob Watte im Ohr stecken würde.
Als Ursache werden Durchblutungsstörungen und vor allem Stress angenommen. Um festzustellen, ob es sich wirklich um einen Hörsturz handelt, bedarf es einer fachärztlichen Untersuchung mit Hörtest.
Ob der Hörsturz ein akuter Notfall ist oder nicht, da gehen die Meinungen auseinander. Eine Behandlung ist sicher angebracht; ob das aber innerhalb der nächsten Stunden sein muss, ist nicht erwiesenermaßen nutzbringend.
Ein Teil der Behandlung besteht aus durchblutungsfördernden Mitteln, aber auch aus Vermeiden von Stress-Situationen. Für ganz wichtig halte ich, darauf hinzuweisen, dass kein erkennbarer Zusammenhang mit einem möglichen Gehirnschlag oder ähnlichem besteht.
Meistens kommen die Patienten ganz aufgeregt in die Praxis. Fast immer sitzt dann im betreffenden Ohr nur ein dicker Ohrenschmalzpfropf, nach dessen Entfernung das Hörvermögen schlagartig wieder da ist.
Ich nenne das den biblischen Heilungserfolg: Man kommt taub rein und geht hörend wieder raus… Nun zur so gerne diagnostizierten Menieresche Krankheit. Die Symptome sind völlig klar beschrieben:

    * anfallartiger starker Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen
    * einseitige Ohrgeräusche (Sausen), Druck und Völlegefühl im Ohr
    * einseitige Schwerhörigkeit, oft verbunden mit verändertem Hören.

Als Ursache nimmt man eine Elektrolytenstörung im Innenohr an, manchmal hervorgerufen von psychischen Belastungen, Föhneinbrüchen, Nikotin- und Alkoholmissbrauch.
In meiner l9jährigen HNO-Laufbahn sind mir bisher nur fünf Fälle begegnet. Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine seltene Krankheit. Auch hier begründet die fachärztliche Untersuchung die Diagnose sowie die anschließende Behandlung, die übrigens wenig erfolgversprechend ist.
  
Autor:
Dr. Axel Haines
HN0-Arzt in Dénia
Tel.: 966420911

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