Guadalajara – Antiker Charme und moderne Betriebsamkeit

Guadalajara ist die Hauptstadt der gleichnamigen spanischen Provinz und liegt circa 53 km nördlich der Landeshauptstadt Madrid am linken Ufer des Flusses Henares. Die Stadt hat 75.000 Einwohner und liegt 679m über dem Meeresspiegel.
Guadalajara hat ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern, mit häufigem Frost in den Monaten zwischen November und März. Das Klima ist trocken mit seltenen Niederschlägen, die größtenteils in den Frühjahrsmonaten April und Mai und im Herbst auftreten.
Besonders eindrucksvoll zeigt das Stadtbild, wie sich antike Verwurzlung und moderne Betriebsamkeit verbinden lassen.  Viele attraktive Gebäude und idyllische Parkanlagen und Gärten, sorgen für ein besonderes und interessantes Ambiente, ebenso wie die neuen Allen, wo sich das Leben des modernen Guadalajara abspielt.
Die vielen historischen Gebäude und Monumente und die sich darin abspielenden zahlreichen kulturellen Veranstaltungen ergeben ein Gesamtkunstwerk, wo man viele Stunden verbringen kann.

Geschichte von Guadalajara

Die Stadt wurde erstmals als iberische Gründung erwähnt. Nach der keltisch-iberischen Besiedlung war sie eine römische Siedlung und trug den Namen Arriaca.  Die anfängliche Bedeutungslosigkeit der Stadt endete, als sie als Wad al-Hadjara (dt.: „Das Tal der Burgen“) von den Arabern neugegründet wurde.
Während der Jahrhunderte der maurischen Herrschaft nahm sie den Rang einer Hauptstadt ein. 1085 wurde die Stadt durch den kastilischen  König Alfonso VI wiedererobert.
Vom vierzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert erlebt Guadalajara auf Grund der Initiative der einflussreichen Familie Mendoza ein Goldenes Zeitalter. Diese Familie spielte im sozialen wie auch im kulturellen Bereich die Hauptrolle beim Aufschwung der Stadt während der Renaissancezeit.
Besonderen Einfluss übten die “Duques del Infantado” (Herzogspaar) aus, die ihren eigenen Hof in Guadalajara einrichteten. Nach der glänzenden Epoche der Renaissance verfällt Guadalajara progressiv in Dekadenz, die 1808 in der Einnahme der Stadt durch französische Truppen unter General Hugo gipfelt.
Die Stadt wird geplündert und Häuser und Kirchen werden abgebrannt und zerstört. Nach Beendigung des Krieges kann die Stadt zwar ihre Freiheit wiedererlangen, doch ist Guadalajara mitsamt der Umgebung entvölkert und befindet sich in größter Armut.
Heutzutage ist Guadalajara eine moderne und junge Stadt mit wachsender Bevölkerungszahl und zunehmender Betriebsamkeit. Ausgehend vom Altstadtkern, der noch Merkmale des ehemaligen Glanzes bewahrt, ist die Stadt nach allen Seiten hin gewachsen.

Sehenswürdigkeiten in Guadalajara

Aus der maurischen und römischen Besatzungszeit, aber auch aus der Blütezeit der Stadt unter dem Einfluss der Familie Mendoza sind zahlreiche Paläste und Burgen erhalten geblieben, die es lohnt zu besichtigen.

Alcázar
Das aus dem 14. Jahrhundert stammende maurische Schloss ist leider nur noch eine Ruine. Lange Zeit diente die Burg als Kaserne, bis zu seiner Zerstörung. Heute ist sie eine archäologische Ausgrabungsstätte.

Capilla de Luis de Lucena
Die Grabstätte von Luis de Lucena ist ein architektonisches Meisterwerk aus Backstein. Die Kapelle, welche an die Kirche von San Miguel angebaut war, bevor diese zerstört wurde, zeigt eindrucksvoll die Tradition des Mudéjarstils.
Dieser Stil verbindet maurische Grundelemente mit Elementen der Gotik und der Renaissance. Der Entwurf der Kapelle stammt vom Humanisten Luis de Lucena selbst. Das Äußere der Kapelle zeigt zwei zylinderförmige Türmchen mit einem Vordach.
Das Innere der Grabstätte ist weniger bizarr. Besonders eindrucksvoll ist das von Rómulo Cincinato bemalte Deckengewölbe.

Palacio del Infantado
Die Geschichte des Palastes, welcher Hauptwohnsitz der Familie Mendoza war, lässt sich in vier Etappen zusammenfassen: seine Errichtung im Jahre 1480, seine Umgestaltung zwischen 1570 und 1580, wo die Elemente der Renaissance eingeführt wurden, seinen Einsturz, verursacht durch einen Brand im Jahr 1936 und letztlich die Restauration in den 60er Jahren.
Durch die unterschiedlichen Einflüsse der vergangenen Jahrhunderte weist die Fassade viele Gegensätze auf. Heute ist es ein prächtiges Gebäude.
Für viele Jahre war der Palast Sitz der Bibliothek, heute befinden sich dort das historische Archiv und das Museum Provincial.

Panteón
Die Stadt Guadalajara verdankt dieses architektonische Meisterwerk aus dem 19. Jahrhundert der Herzogin María Diega Desmaissieres aus Sevilla.
Um 1881 hat die Herzogin Ricardo Velázquez beauftragt, diesen ausgedehnten Gebäudekomplex zu errichten. Die Keramikkuppel ist eines der Wahrzeichen der Stadt und zeigt den Einfluss der norditalienischen Kunst, kombiniert mit orientalischen und abendländischen Elementen.
Im Inneren befindet sich eine Krypta mit eindrucksvollen Skulpturen von Angel García Díez, die den Leichenzug der Herzogin darstellen.


Feste in Guadalajara

Karneval – Die großen Feste der Stadt werden jedes Jahr im Februar durch den Karneval eingeleitet.

Die Semana Santa – Dieses Fest eine Woche vor Ostern treibt jährlich tausende von Einwohner Guadalajaras und Touristen auf die Straße, um dem prachtvollen Festzug, welcher eine scharfsinnige Kombination aus Frömmigkeit und Kunst darstellt, zu beobachten.

Corpus Christi – Aus Tradition und Volkseifer entstand ein weiteres einzigartiges Fest der Region: Die Prozession der Apostel. Die Ursprünge dieses Festes gehen auf das 15. Jahrhundert zurück und es wird zusammen mit Fronleichnam gefeiert.  

Ferias – Am 8. September beginnen die Festlichkeiten zu Ehren der Schutzheiligen von Guadalajara: der  Virgen de la Antigua. Von der Concatedral de Santa Maria bis zu ihrer Kirche findet ein Festumzug statt. Ab diesem Datum feiern die Bewohner der Stadt zwei Wochen lang mit Blasmusik, Stierläufen und Sommernachtsbällen.

Gastronomie in Guadalajara

 Die Küche Guadalajaras enthält viele charakteristische Elemente der Region, die den Gerichten einen sehr eigenen Geschmack verleihen.
Lamm ist zweifelsohne einer der Hauptbestandteile der regionalen Küche. Es wird fast immer gebraten und in einer Gewürzmischung eingelegt serviert. Eine weitere Spezialität ist der exzellente grüne Spargel, der Bestandteil vieler Rezepte ist. Aufgrund seiner Qualität und des besonderen Geschmacks wird er jedoch bevorzugt einfach serviert, geröstet und mit einer Prise Salz.
Auch anderes Gemüse, wie beispielsweise Bohnen, sind typische Bestandteile der Küche. Bohnen werden bevorzugt zu Hasenbraten gegessen. Weitere Spezialitäten sind Forellen, Krebsfleisch und Wachteln.
Der Stern der lokalen Konditoreien ist der berühmte „Miel de la Alcarria“, ein besonders schmackhafter Honig, mit dem unzählige köstliche Produkte verfeinert werden. Sehr beliebt ist auch das so genannte „bizcocho borracho“, mit Likör verfeinertes Gebäck.

Anne Ruitz