Anarchie an spanischen Schulen

Wir schreiben das Jahr 2010. Man darf es kaum glauben: Die spanische Presse berichtete aktuell folgendes Szenario: eine Direktorin wurde in einer staatlichen Grundschule im Madrider Arbeiterviertel Vallecas von einem wutentbrannten Vater angegriffen.
Dann attakierte er den Klassenlehrer, der sich aus Verzweiflung in seinem Büro einsperren musste, um den tätlichen Angriffen des Vaters zu entgehen.  Dabei wurde am Vortag dessen ungestümes und wildes Kind lediglich ermahnt, nicht im Speisesaal herumzurennen, sondern sitzen zu bleiben. Die Polizei musste diesen Streit schlichten.
Leider ist dieser Gewaltausbruch kein Einzelfall. An spanischen Schulen ist das fast "Alltag".  Fazit: Die Kinder müssen wieder lernen, Respekt zu zeigen.  Der Tenor der Lehrer-Kollegien: Es kann nicht sein, dass 1/3 der Zeit damit verbracht werden muss, die Schüler zur Reson zu rufen.
An den 1600 Schulen in Madrid, sollen die Lehrer jetzt wieder ein erhöhtes Pult bekommen, so wie es in alten Zeiten, oder hier zu Francos Zeiten, üblich war. 
Es wäre auch sicher nicht verkehrt, die Schüler beim Eintreten des Lehrers in das Klassenzimmer, wieder aufstehen und gruessen zu lassen. Ausserdem plädiert man dafür, wieder das "Sie" einzuführen. Eine Direktorin meinte: "Wir müssen uns vom Geister der 68er verabschieden, der für die Schulen nichts anderes brachte als falsch verstandene Permissivität".,
An vielen Schulen herrscht Anarchie. Daraus resultiert, dass 30 Prozent der Schüler die Schulzeit vorzeitig abbrechen und weder eine weiterführende Schule besuchen noch eine Berufsausbildung machen.
Nirgendwo in Europa gibt es so viele arbeitslose Jugendliche wie in Spanien. Viele der Jugendlichen sind völlig ohne Perspektive. Randale und Trinkgelage am Wochenende sind die Folge. Ein Beispiel der Verwahrlosung: 300 völlig alkoholisierte Jugendliche, versuchten Ende September ein Kommissariat im Madrider Vorort Pozuelo (guter Mittelstand) zu stürmen.
Die Kids protestierten nicht für gute Ausbildungsplätze oder fehlende Studienplätze, nein, der Grund war, dass sie den Zapfenstreich für verfüht hielten. Sie wollten einfach weiter Party machen und weiter trinken.  Ein Polizeifahrzeug wurde in Brand gesteckt, rund zwei Dutzend Polizisten wurden verprügelt und angegriffen.
Man hat den Eindruck, dass sich die Eltern komplett aus der Erziehung heraushalten oder zurückgezogen haben. Es kann nicht angehen, dass die Erziehung der Jugendlichen und der Kinder nur noch in den Händen der Gesellschaft und der Schulen liegen soll.
Das hochgelobte System ist vielleicht doch nicht so exzellent, wie lange Jahre gedacht. Die Kinder werden zu früh abgeschoben und am Wochenende stellt man sie mit Konsumartikeln ruhig. Wie und ob diese Mißstände innerhalb kurzer Zeit revidiert werden können, bleibt abzuwarten.

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