Deutsche Schule in Valencia

Deutsche Schule nicht gleich deutsche Schüler

Früher war sie für Kinder deutscher Fruchtexperten eine Bildungsmöglichkeit im Gastland. Heute ist sie eine Art Eliteschule.


Die Deutsche Schule in Valencia – el Colegio Alemán – wurde 1909 gegründet. Ihre fast 100jährige Existenz blieb die ganze Zeit über bestehen. Als nach dem 8. Mai 1945 alle deutschen Kultureinrichtungen geschlossen werden mussten, wurde der Unterricht an der Deutschen Schule heimlich fortgesetzt. Um nicht ertappt zu werden, hielten einige deutsche Pädagogen ihre Unterrichtsstunden in Privathäusern ab.


1961 wurde die Institution wieder zugelassen. Sie befindet sich heute in der zentrumsnahen Calle Jaime Roig. „Damals war hier alles noch Huerta, hier wuchsen Tomaten und Kohl“, erklärt Franz-Josef Schütz. Der Schulleiter sitzt hinter seinem Schreibtisch im Direktorat der Deutschen Schule. Die Ferien stehen vor der Tür –  für Franz-Josef Schütz ein Abschied. Für ihn geht es nach diesem Schuljahr zurück nach Deutschland – zwei Jahre hat er dort noch bis zu seiner Pensionierung.

Nun kurz vor seinem Abschied packt den Schulleiter doch ein wenig die Wehmut. Neun Jahre war er an der Deutschen Schule in Valencia tätig „Wir haben hier in kurzer Zeit viel verändern und gestalten können, und das ist eine große Chance“, erklärt er. „Seit kurzem haben wir zum Beispiel einen neuen Musikpavillon, die ehemalige Hausmeisterwohnung wurde zur Mensa umgebaut.“

Das alles kostet natürlich. Nicht jedes Elternteil kann es sich leisten, sein Kind auf das Colegio Alemán zu schicken. Insgesamt beherbergt die Schule 750 Schüler: 150 davon sind im Kindergartenalter, 200 Grundschüler und 400 Gymnasiasten. 80 Prozent von ihnen haben die spanische, 20 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft.

Obwohl die Eltern für die deutsche Ausbildung ihrer Kinder etwas tiefer in die Tasche greifen müssen (die Schulgebühren liegen jährlich zwischen 3.180 Euro für die Grundschule und 3.900 Euro für das Gymnasium), übersteigt die Zahl der Bewerber die der freien Plätze. Über ein strenges Auswahlverfahren wird entschieden, wer einen Ausbildungsplatz erhält und wer nicht. Für spanisch- und deutschsprachige Kinder gibt es verschiedene Tests. Die spanischen Bewerber müssen sich zahlreichen Prüfungen in puncto Rechtschreibung, Mathematik und Kreativität unterziehen. Von den rund 150 Anmeldungen dürfen dann beispielsweise 24 die Klasse 5c besuchen.

An der Schule vermischen sich die beiden verschiedenen Kulturen und Mentalitäten schnell. „Die Integration funktioniert gut“, sagt Schulleiter Schütz. Bislang wurden am Colegio weder Schüler noch Lehrer mit Problemen wie etwa Gewalt konfrontiert. Dies ist unter anderem auch den verschiedenen Freizeitaktivitäten zuzuschreiben, die einen wichtigen Bestandteil der Integration bilden. Das „Hauptintegrationswerkzeug“ Fußball hat sich vor allem bei den Jungs immer bewährt. Die Deutsche Schule konnte sich dieses Jahr sogar als Vizeweltmeister bei der WM der Deutschen Auslandsschulen feiern.

Aber nicht nur im sportlichen sondern auch im musischen und künstlerischen Bereich versucht die Einrichtung Talent und Kreativität der Schüler zu fördern. „Wir haben zum Beispiel Comic-Kurse, Video-Workshops und viele andere Angebote für die Kinder, ihre eignen Ideen künstlerisch umzusetzen“, erklärt Schütz.

Die Schule genießt aufgrund ihres vielfältigen Angebots und ihrer anspruchsvollen Lehrmethoden und Unterrichtsstunden ein hohes Ansehen. Schütz ist sich bewusst, dass sein Lehrbetrieb „kundenorientiert“ tätig sein muss. Er steht in ständiger Konkurrenz mit anderen Auslandsschulen. „Man muss sich jedes Jahr aufs Neue fragen, wie kann ich die Qualität verbessern?“, erklärt der scheidende Schulleiter. Schließlich investieren die Eltern in die Bildung ihrer Kinder und das nicht zu knapp.

16.7.2006, Charlotte Wolter