Das spanische Schulsystem – Von der Grund- und Gesamtschule bis zum College

Reformiert wird das spanische Schulsystem ständig – was auch mit den wechselnden Regierungen zu tun hat.  Dennoch bleiben den Schülern viele Möglichkeiten, sich auf das Berufsleben vorzubereiten.
Eine Schulpflicht besteht für die Zeit vom sechsten bis zum 16. Lebensjahr. Doch schon zuvor ist eine Vorschulerziehung möglich, die auch in den Kindergärten stattfinden kann. Wobei die Teilnahme an diesen Programmen freiwillig ist. Unterteilt werden die Kleinkinder dabei in zwei Gruppen, in eine bis drei Jahre und in eine weitere von drei bis sechs Jahren.
Da jedoch das Interesse an einer Vorschulerziehung größer ist, als öffentliche Kindergartenplätze vorhanden sind, sehen sich viele Eltern gezwungen, ihre Kinder in private "guarderias" zu geben, die verhältnismäßig teuer sind. Oftmals gehen die Drei- bis Sechsjährigen auch bereits in das colegio, also in die Grundschule, die sie später besuchen werden, um dort an den Vorschulklassen teilzunehmen.
Auch hier ist das Platzvergabesystem gergelt. Eine Rolle spielen zum Beispiel das Einkommen der Eltern oder der Stadtteil, in dem sie leben. Oftmals ziehen Eltern für ihre Kinder auch private Schulen vor. Doch für die bestehen häufig lange Wartezeiten. So ist es nicht ungewöhnlich, die Kinder bereits mit einem Jahr für die Vorschule in einer renommierten Schule anzumelden.

Mit 6 Jahren beginnt die eigentliche Schulzeit

Mit sechs Jahren beginnt die eigentliche Schulzeit mit dem Colegio, einer Art Grundschule, die sechs Jahre lang besucht wird. In dieser Zeit lernen die Kinder bereits eine Fremdsprache. Jedes Schuljahr wird als "Curso" bezeichnet, zwei Cursos zu einem "Ciclo" zusammengefasst, die Grundschulzeit ist also in drei Ciclos unterteilt. Innerhalb eines solchen Ciclos kann der Schüler nicht sitzen bleiben, erfüllt er jedoch am Ende die schulischen Leistungen nicht, muss er ein Schuljahr wiederholen.
Auf das Colegio folgt das Instituto, eine Art Gesamtschule, die die Kinder mindestens bis zu ihrem 16. Geburtstag besuchen. Das nennt sich "Educcasion Secundaria Obligatoria", kurz ESO, also quasi "obligatorische Gesamterziehung".
Die Schüler werden von Jahr zu Jahr versetzt, selbst wenn sie zahlreiche Fächer nicht bestanden haben, was sich dann auf Spanisch "promocion" nennt.
Ein Jahr muss erst dann wiederholt werden, wenn man zum zweiten Mal in vielen Fächern durchfällt.
Wer den ESO Abschluss besteht, dem eröffnen sich gleich mehrere Möglichkeiten: Er kann für zwei weitere Jahre zur Schule gehen und das "Bachillerato" (vergleichbar mit dem deutschen Abitur) ablegen, den berufsbildenden Zweig (Formacion Profesional de Grado Medio) belegen, sich für eine Ausbildung im Bereich Kunst und Design oder im Sport entscheiden.
57,4 Prozent der ESO Abgänger wählen das Abitur. Was über dem EU Schnitt liegt, der laut Angaben der OSZE lediglich 44,1 Prozent beträgt.


Das Bachillerato setzt sich aus zwei Cursos zusammmen

Das Bachillerato setzt sich aus zwei Cursos , also zwei Schuljahren , zusammen. Wobei die Schüler aus vier, beziehungsweise ab dem Schuljahr 2009/2010 aus drei Fachbereichen wählen können:

  • Kunst – Artes
  • Natur- und Gesundheitswissenschaften (Ciencias de la Naturaleza y de la Salud)
  • Geistes und Sozialwissenschaften (Humanidades y Ciencias Sociales)
  • Technik (Technologia)

Mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 treten jedoch einige Änderungen in Kraft, die im November beschlossen wurden. So wird die Zahl der Fachbereiche von vier auf drei schrumpfen:

  • Wissenschaft und Technik
  • Kunst
  • Geistes und Sozialwissenschaften

Die Kunst wiederum gliedert sich in zwei Fachbereiche, in bildende Kunst mit Design und Bild auf der einen und datrstellende Kunst, Musik und Tanz auf der anderen Seite. Letzterer ist neu hinzugekommen, und Musikgeschichte, Tanz, Spracherziehung oder Musikanalyse zählen zu den Fächern, die nicht nur an den Institutos unterrichtet werden, sondern auch an den Konseravatorien. Eine gegenseitige Anerkennung der Fächer und Noten soll gewährleistet sein, was besonders für spätere Studenten in diesem Bereich von Interesse sein dürfte.