Cava in aller Munde – der spanische „Champagner“

Ob zum Geburtstag, Neujahr oder einfach für ein etwas extravaganteres Frühstück – um mit einem prickelnden Tropfen anzustoßen, bieten sich zahlreiche Gelegenheiten.
Der bekannteste Schaumwein, der aus Spanien kommt, ist Cava und dank seines sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses hat sich dieser in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem harten Konkurrenten des Champagners entwickelt.
1986 erzwang Frankreich von den Spaniern eine Namensänderung, da letztere ihren Schaumwein zuvor als "Champán“ (katalanisch: Xampán) bezeichnet hatten. Seitdem konnte sich Cava als eine nun durch ein Qualitäts- und Ursprungszeugnis geschützte und auch von der EU anerkannte spanische Eigenmarke etablieren.
Seine Herkunft verdankt der spanische Schaumwein dem mediterranen, für Weinanbau idealen Klima Kataloniens. Über 90% des Cavas werden in der Weinregion Penedès, die sich südwestlich von Barcelona befindet, angebaut.
Kalkhaltige Böden, wenige aber ausreichende Niederschläge und vor allem 2500 Stunden spanische Sonne im Jahr machen das Penedès zu einem der besten Weingebiete Europas. Mehr als 200 Millionen Flaschen werden hier jedes Jahr abgefüllt und ein großer Teil von ihnen in 150 Länder der Welt exportiert.
In Deutschland sind vor allem die Cava-Flaschen aus der Kellerei Freixenet bekannt, welche zusammen mit Cordoníu die beiden Giganten der Schaumwein-Branche darstellen. Beide Firmen sind auf viele Generationen zurückgehende und in der kleinen Stadt Sant Sadurní d’Anoia ansässige Familienunternehmen.
In der Penedèsregion laden viele Orte zu Kellereibesuchen ein. Die zweitgrößte Kellerei Europas ist Rondell in Sant Sadurni, welche zur Cordoníu-Gruppe gehört. Das gesamte Gelände ist so weitläufig unterkellert, dass unterirdisch kleine Züge fahren, die sowohl die Arbeiter zu ihren Posten bringen als auch Besucher herumkutschieren.
Diese sagenhaften Kellergewölbe sind es übrigens auch, denen der Schaumwein seinen Namen verdankt, denn Cava ist das spanische Wort für einen unterirdisch angelegten Weinkeller. Dagegen werden die ebenerdigen Weinproduktionen "Bodegas“ genannt.
Der Urspung des Cava geht der Überlieferung nach auf Josep Rventós i Fatjó aus dem Codorníu-Clan zurück. Dieser soll im 19. Jahrhundert als Korkhändler getarnt in die Champagne gefahren sein, um dort das streng gehütete Geheimnis der Champagnerproduktion auszuspionieren. Wieder zurück in Katalonien ließ er einen unterirdischen Keller bauen und produzierte 1872 seinen ersten eigenen Schaumwein.
Um aus einem Wein einen Schaumwein werden zu lassen, benötigt dieser eine zweite Gärung direkt in der Flasche. Dazu wird dem Grundwein der "Licor de Tirage“ zugesetzt, eine Mischung aus Wein, Hefe und Zucker.
Dann werden die Flaschen zunächst mit einem Plastikpfropfen vorläufig verschlossen und in kühlen Kellerräumen schräg kopfunter gelagert, wobei die Flaschen täglich um ein Achtel gedreht werden müssen. Nach einem bis drei Jahren ist der Gärungsprozess abgeschlossen und die sich im Flaschenhals abgesetzten Überreste müssen bei sehr tiefen Temperaturen vorsichtig entfernt werden.
Während die "Methode Champenoise“ weitläufig die gleiche Herstellungsart ist, welche auch  für den Champagner angewendet wird, gibt es dennoch bedeutende Unterschiede zwischen diesem und einem Cava.
Beim Champagner dürfen ausschließlich die drei Traubensorten Pinot noir, Pinot meunier und Chardonnay verwendet werden. Der Cava hingegen wird mehrheitlich aus einheimischen weißen Rebsorten wie Macabeo, Xarello, Subirat und Parellada sowie seltener aus den roten Trauben Monastrell und Garnache hergestellt.
Der Cava wird grundsätzlich trinkbereit verkauft, eine längere Lagerung sollte daher vermieden werden. Serviert wird er am besten bei sechs bis höchstens acht Grad.
Während zwar die Umsatzzahlen in den letzten zwei Jahrzehnten beachtlich in die Höhe geschossen sind, wird das Weihnachtsgeschäft der spanischen Produzenten derzeit jedoch wie auch schon im letzten Jahr von einigen Boykottaufrufen gegen katalanische Produkte überschattet.
Per SMS übers Handy oder als Email im Internet werden die Aufrufe massenweise verbreitet. Hintergrund dieser Aktionen sind die Bestrebungen Kataloniens, eigene Steuern einziehen zu dürfen.
Sollten die antikatalanischen Boykottversuche anhalten, werden die Produzenten zumindest im Inland mit starken Umsatzeinbußen rechnen müssen.

Kathleen Neumann

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