Die Wirtschaftsstruktur Spaniens

Die spanische Wirtschaftsstruktur lässt sich in drei regional abgrenzbare Wachstumsachsen einteilen. Im Norden Spaniens liegt die sogenannte Kantabrische Achse, die als altindustrialisierte Zone vom Baskenland ausgeht und über Santander und das durch Bergbau und Werften geprägte Asturien bis an die Grenzen Galiciens heranreicht.
Die einst wirtschaftlich sehr einflussreiche Nordachse verlor in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Gewicht. Im Bereich von San Sebastián bis Bilbao weist sie zwar eine feste Industriestruktur auf, allerdings hat sie bis dato noch nicht vollständig behobene Infrastrukturmängel in ihrer Fortsetzung nach Westen.
Gründe für die allgemeine Wachstumsabschwächung Anfang bis Mitte der neunziger Jahre, insbesondere den Rückgang des industriellen Anteils an der Wertschöpfung in der Region, sind neben sektoralen und strukturellen Problemen auch die bislang fortdauernden sozialkulturellen Probleme des Baskenlandes gewesen.
Mit Hilfe spezieller Industrieförderungsprogramme wird schon seit einiger Zeit versucht, diese negative Entwicklung zu bremsen und der Region neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Ein zum Teil überdurchschnittliches regionales Wirtschaftswachstum der letzten Jahre zeigt zumindest in dieser Kennzahl, dass die Bemühungen nicht fruchtlos waren.
Im Osten der Nordachse liegt die sogenannte Ebroachse, die in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend wirtschaftliche Dynamik entwickelt hat. Sie erstreckt sich von La Rioja und Navarra über Aragonien bis nach Katalonien. Mit ihren Zentren Zaragoza und Pamplona hat sie ihren Schwerpunkt in der Automobilindustrie und deren Zulieferbetrieben.
Zudem ist La Rioja das bedeutendste Anbaugebiet für Qualitätsweine. Durch ihre zentrale Lage und die gut ausgebaute Infrastruktur verbindet die Ebroachse das in ihrem Osten sich anschließende Katalonien sowohl mit der Hauptstadt Madrid als auch mit dem Baskenland.
Die wirtschaftlich stärkste und flächenmäßig größte Region stellt die sogenannte Mittelmeerachse dar. Von ihrem Mittelpunkt Barcelona ausgehend, umfasst sie ganz Katalonien und dehnt sich nach Süden über Valencia bis nach Murcia hin aus.
Katalonien ist die industriell am weitesten entwickelte Region Spaniens, ihre Schwerpunkte liegen in der Chemie und Textilindustrie sowie in der metallverarbeitenden Industrie. Von Bedeutung sind ferner der High-Tech-Park Valls sowie Produktionsstätten der Automobilindustrie.
Valencia und Murcia sind geprägt von einer bedeutenden Lebensmittelindustrie sowie, insbesondere die Region Valencia, von der Lederwaren-, Schuh- und Keramikindustrie.
Einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der gesamten Mittelmeerachse stellt der Tourismus dar. Mit den klassischen Urlaubsgebieten an der Mittelmeerküste prägt sie das eingangs beschriebene Bild Spaniens als europäisches Urlaubsland.
Im Zentrum der iberischen Halbinsel liegt die Hauptstadt Madrid, deren Einfluss als Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum sich auf das gesamte Land erstreckt. In Madrid befinden sich die Zentralen aller Großbanken, zahlreicher Versicherungsgesellschaften sowie alle Ministerien und nationalen Institute und Einrichtungen Spaniens.
Viele Unternehmen haben ihren Stammsitz in der Metropole, während ihre Produktionsstätten über das ganze Land verteilt liegen. Im Umfeld von drei Universitäten und zwei Technologieparks haben sich in den letzten Jahren zunehmend in- und ausländische Firmen angesiedelt, die für die Entwicklung und den Einsatz moderner Technologien verantwortlich zeichnen. Neben Katalonien, Andalusien und Valencia gehört die Region Madrid zu dem wichtigsten Standort für Direktinvestitionen.

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