Was tun bei finanziellen Schwierigkeiten in Spanien?

Eine Auswanderung nach Spanien ist ein großer Schritt, der nicht unbedingt gut gehen muss. Gerade das finanzielle Risiko ist nicht zu unterschätzen und sollte gut abgewogen werden. Es ist nicht selten, dass Spanien-Auswanderer daran scheitern und nach Deutschland zurückkehren müssen, weil sie zu optimistisch kalkuliert haben. Doch, was kann man tun, um mögliche finanzielle Durststrecken zu überbrücken? Wir geben einen Überblick über die Möglichkeiten.

Vorausschauende Planung verhindert die persönliche Finanznot

Damit es gar nicht erst zum Super-GAU kommt und die gesamte finanzielle Grundlage wegbricht, ist eine gute Planung wichtig. Die ideale Ausgangslage stellt es dar, bereits vor der Auswanderung eine Arbeitsstelle zu finden. Unter Umständen lassen sich mit dem Arbeitgeber sogar Vorschüsse oder Beihilfen zum Umzug ausmachen.

Wer sich in Spanien selbstständig machen will, sollte aus der Heimat bereits erste Kontakte mit Zulieferern knüpfen. Keine Angst vor der Sprachbarriere! Vor allem im Business-Bereich ist Englisch weit verbreitet. Fließend Spanisch zu sprechen, ist allerdings hilfreich, Sprachkurse bieten sich im Vorfeld an. Eine finanzielle Rücklage, am besten in Form von Bargeld, sollte in jedem Fall vorhanden sein, und zwar so viel, um mindestens drei Monate bequem zu überbrücken.

In dieser Zeit sind auch Nebenjobs und kurzfristige Teilarbeit mitunter eine gute Möglichkeit, die finanzielle Durststrecke überbrücken und sicher zunächst der beste Weg. Sie sind allerdings wegen der fehlenden Sozialversicherungsbeiträge keine Dauerlösung.

Staatliche Unterstützung bei finanziellen Engpässen

Sollte trotz guter Vorbereitung und Absicherung keine finanzielle Besserung eintreten, droht im schlimmsten Fall nicht nur der Verlust des Wohnsitzes, sondern auch der Entzug der Residencia, der spanischen Arbeitserlaubnis. In der Praxis kommt dies zwar selten vor, liegt allerdings im Ermessensspielraum der örtlichen Behörden.

Arbeitslosengeld aus der spanischen Staatskasse

Da Spanien als EU-Land jedoch an das Abkommen zur Absicherung gegen Arbeitslosigkeit gebunden ist, werden auch in Deutschland gezahlte Beiträge in die Sozialversicherung anerkannt, sodass zumindest ein Teilanspruch, 70% der Bemessungsgrundlage, für die spanische "prestacion contributiva por desempleo" (beitragsabhängige Absicherung gegen Arbeitslosigkeit) besteht. Der Anspruch und die Dauer der Auszahlung hängen von der Zeit der vorherigen Beschäftigung in Spanien ab. Sollten alle Stricke reißen, hilft ein Besuch bei der deutschen Botschaft, die zumindest ein Ticket für den Rückflug bereitstellen können.

Anspruch auf Arbeitslosengeld und Hartz4 aus Deutschland?

Wer in Spanien arbeitslos wird, hat keinen Anspruch auf Leistungen aus Deutschland. Grundvoraussetzung für das Beziehen von Hartz4 ist, dass derjenige für den deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, was während eines Auslandsaufenthalts natürlich nicht gegeben ist.

Hin und wieder gibt es den Fall, dass Hartz4-Empfänger ohne Jobaussicht nach Spanien auswandern und davon das Amt bewusst nicht in Kenntnis zu setzen. Auf diesem Wege können sie noch drei Monate lang Gelder erhalten. Selbstverständlich ist dieses Vorgehen nicht nur unvernünftig, sondern auch illegal. Wer erwischt wird, muss mit hohen Strafen rechnen und verliert darüber hinaus jeglichen Anspruch auf weitere Gelder. Zudem sind auf diese Weise schon einige als Obdachlose in Spanien gestrandet, wenn weder Perspektive noch Geld übrig sind.

Alternative Möglichkeiten, finanzielle Engpässe zu überbrücken

Wer keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat oder diesen nicht in Anspruch nehmen möchte, sich aber dennoch in einer finanziellen Notlage befindet, kann selbstverständlich daheim gebliebene Verwandte oder Freunde um Geld zur Überbrückung bitten. Dank der EU-weiten Änderung des Bankengesetzes mit dem sogenannten "SEPA-Mandat" wurde der ausländische Banktransfer erst jüngst stark vereinfacht. Allerdings sind die Gebühren für Überweisungen ins Ausland teilweise immens bei der Hausbank in Deutschland. Hier gibt es die Möglichkeit, günstig und unkompliziert über Anbieter für Geldtransfer im Internet, wie z.B. Azimo, Geld nach Spanien zu schicken. Ebenfalls möglich ist der Versand von Travelers Cheques. Diese werden in jedem EU-Land akzeptiert und können ebenfalls in das Ausland versandt werden. Voraussetzung ist hier allerdings als Sicherheit eine Unterschriftenprobe vom Sender und Empfänger.

Letzter Ausweg – zurück nach Deutschland

Die Gründe dafür, dass der Traum vom Auswandern scheitert, können sehr vielfältig sein. So können ganz persönliche Gründe dafür verantwortlich sein, wie z.B. eine Krankheit innerhalb der Familie, Ehestreit oder zerplatzende Visionen, wenn der frisch gegründete Betrieb einfach nicht in Fahrt kommen will. Der letzte Ausweg ist dann die Rückwanderung.

Rein finanziell kommen hier natürlich wieder einige Kosten hinzu, der Umzug und eine neue Wohnung wollen finanziert werden. Aber immerhin gibt es auf dem Rückweg keine Sprachbarriere und die Behördengänge sind unproblematisch. In einer finanziellen Notlage kümmert sich die deutsche Botschaft in Spanien um den Rückflug, indem sie das Geld vorstreckt. Ein wenig tröstlich ist es zudem vielleicht, sich vor Augen zu führen, dass es vielen so geht. Von den jährlich etwa 140.000 Auswanderern kommen beinahe 100.000 innerhalb von drei Jahren wieder in das Heimatland zurück.

Deshalb bereiten Sie eine Auswanderung gründlich vor, rechnen Sie Ihre Finanzen durch und stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Vorhaben unter Umständen scheitern kann. Auf diese Weise gewappnet, können Sie mit dem Abenteuer Spanien nur gewinnen.