Úbeda und Baeza in Andalusien – Der maurische Süden

Römische und arabische Architektur, Renaissance und der prachtvolle Barock haben "Al Andalus" ein reiches Erbe hinterlassen. Der kulturelle Einfluss der Eroberer aus Nordafrika ist bis heute spürbar geblieben und machten Andalusien zu einer der interessantesten Regionen Europas. Nicht nur aus diesem Grund hat die Unesco die beiden Städte Úbeda und Baeza im Juli 2003 zum Weltkulturerbe erklärt. Ihre Entscheidung begründet die Unesco mit der Rolle der Städte als Wegbereiter der Renaissance in Spanien und der Verbreitung der humanistischen Ideen und der Renaissancearchitektur in andere Länder.
Andalusien ist auch das Mutterland jener spanischen Bräuche, die im Ausland wohl am bekanntesten sind: Hier kann man die Magie des Flamenco sowie den Stierkampf in ihren wohl authentischsten Formen erleben. Auch Mythen wie die von Don Juan und Carmen wurden hier geboren. Bereits ihre Gründer aus Rom und die maurischen Kleinherrscher schätzten die Lage der beiden Städtchen Baeza und Úbeda auf der alten Wegstrecke zwischen dem spanischen Zentrum Kastiliens und Andalusien. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert von den Christen erobert, entwickelte sich die Region bis zum 16. Jahrhundert unter Karl V. und Philipp II. zu einem wichtigen Zentrum der spanischen Krone.
Nur acht Kilometer voneinander entfernt liegen die beiden Städte in der Region La Loma umschlossen von den Flusstälern des Guadalquivir und des Guadalimar. Olivenhaine prägen das Bild der Landschaft und im Süden grüßen die blauen Berge des Naturparks Sierra Mágina. Die historischen Zentren von Úbeda und Baeza gleichen einem Freilichtmuseum, weit über achtzig ausgewiesene Sehenswürdigkeiten lassen sich erkunden und besichtigen. Die Stadt Baeza ist im Sommer Sitz einer internationalen Universität.

Baeza

Baeza ist im Herzen der Provinz Jaén gelegen und mit knapp 20.000 Einwohnern die kleinere der beiden Städte. Von Süden aus Jaén über die A316 kommend, öffnet sich rechter Hand die Plaza de Pópulo. Dieser eignet sich als guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang entlang der nahezu 50 stattlichen Paläste aus dem 16. Jahrhundert und einer Vielzahl wunderschöner Denkmäler, in denen sich die lokale Geschichte widerspiegelt.
Über die kleine Plaza, auf der ein Brunnen, die Fuente des los Leones, aus dem 16. Jahrhundert plätschert und auf dem vier steinerne Löwen wachen, geht es vorbei an der malerischen Fassade der Casa del Pópulo und dem zinnenbegrenzten Arco de Villalar, der einst zu Ehren Karls V. errichtet wurde. Prachtvoll ist auch das Gebäude der alten Universität, an der einige Jahre der Dichter Antonio Machado lehrte.
Schräg gegenüber aber wird man sicher die kunstvoll gearbeitete Fassade des Palacio de Jabelquinto bewundern. Nicht weit entfernt, an der Plaza Santa Maria lohnt der Kreuzgang der Kathedrale einen Besuch. Bewunderung verdient der wappengeschmückte Brunnen Santa Maria.
Der geschäftige Plaza de la Constitución, früher Austragungsort für Stierkämpfe und andere Festlichkeiten der ehemaligen Bischofs- und Universitätsstadt lädt mit seinen Laubengängen und kleinen Cafés zum Verweilen ein. Es gibt noch einiges mehr zu sehen in Baeza, und am besten lässt man sich einfach durch die Straßen treiben und entdeckt so die kleinen Ecken der Stadt.

Geschichte von Baeza


Aufgrund des Reichtums der Gegend war Baeza seit dem 2. Jh. v. Chr. ständig besetzt. Aus dem 4. Jh. v. Chr. stammen die Reste einer befestigten Iberersiedlung. Während der Römerzeit war die Stadt ein bedeutendes Verwaltungs- und Handelszentrum, da sie die Befugnis zur Münzprägung besaß. Ihre Blütezeit erreichte Baeza im 12. Jh., als die Almohaden sie in eine befestigte Stadt verwandelten.
Im Jahre 1227 eroberte Ferdinand III. die Stadt und machte sie zu einer bedeutenden Bastion für die Rückeroberung des Al-Andalus. Während des 15. und 16. Jh. verzeichnete sie dank der Entwicklung der Landwirtschaft, des Handels und der Industrie einen bedeutenden Bevölkerungszuwachs.
Aus jener Zeit stammt auch der bedeutende Renaissance-Baukomplex der Stadt; es entstanden unter anderem die Universität von Baeza, die Kathedrale, das Gefängnis- und Justizhaus, der so genannte "Pósito" und der Salcedo-Palast.
Heute bemüht sich die Stadt um die Restaurierung ihren Denkmäler und ist zum Sitz der Antonio-Machado-Universität geworden, die der Internationalen Universität von Andalusien angehört. Im Jahre 1966 wurde Baeza zum Kunsthistorischen Denkmalensemble erklärt, und zehn Jahre später zur Musterstadt der Renaissance.


Úbeda

Weiter geht es nun in das nur neun Kilometer entfernte Úbeda. Die Stadt ist eine der bedeutendsten Gemeinden der Provinz und, aufgrund ihres immensen Kultur- und Denkmalerbes, ein äußerst attraktives Reiseziel. Sein Stadtbild spiegelt deutlich die Macht und den Reichtum der oberen sozialen Schichten wider.
Das Auto lässt man am besten in der Tiefgarage an der zentralen Plaza de Andalucía. Von dort aus sind es wenige Minuten zum wohl schönsten Renaissance-Platz Spaniens, der Plaza Vázquez de Molina.
Es könnte eine noble Piazza irgendwo im Italien des 17. Jahrhundert sein: Die altehrwürdigen, steinernen Paläste und Adelshäuser im Renaissancestil verleihen der kopfsteingepflasterten, rechteckigen Plaza Vázquez de Molina, die direkt in die Plaza del Ayuntamiento übergeht, das hochherrschaftliche, elegante Ambiente:
Da ist der mächtige dreistöckige Palacio de las Cadenas, des spanischen Renaissancekünstlers Andrés de Vandelvira, der Úbeda seinen Stempel aufdrückte. Heute Rathaus, gehörte der prächtige Palast einst einem Sekretär Felipes II, dessen Familie, wie viele der ehemaligen Besitzer der Adelspaläste, in den Jahrhunderten nach der Rückeroberung Spaniens von den Mauren und der Kolonisierung der sogenannten Neuen Welt zu Reichtum gekommen waren.
Gegenüber liegt im Schatten der mächtigen Bäume, die den Vorplatz schmücken, die Kirche Santa Maria de los Alcázares, an deren Stelle einst die arabische Festung stand. Die Längsseite der Plaza füllt der Palast del Constable Dávalos, der den staatlichen Parador beherbergt.
Wer Zeit hat, sollte sich einen Kaffee oder Tee in seinem herrlichen Innenhof nicht entgehen lassen. Eines der herausragendsten Bauwerke der Renaissance stellt die Sacra Capilla del Salvador mit ihren beiden Rundtürmen dar. Andächtige Stille liegt über der Plaza Vázquez de Molina.
In Úbeda entfaltet sich die Pracht der Renaissance auch um die Plätze San Pedro, San Lorenzo und Marqués, die der Stadt den Beinamen Salamanca des Südens verlieh. Besonderes Beispiel bürgerlicher Baukunst ist die Plaza Primero Mayo, ein Rechteck von geschlossener Quartierbebauung. Viele Paläste der Stadt sind um Innenhöfe mit Brunnen, Galerien und Arkadengängen gebaut.
Andalusisches Leben, vor allem am Abend, findet man dagegen auf der Plaza Primero de Mayo, beliebter Treffpunkt für die Einwohner Úbedas, wo man seinen Cafe Sólo in der Sonne genießt oder einen langen Tag mit einem Sherry abschließt, natürlich ebenfalls zu Füßen von altehrwürdigen Renaissancepalästen.
Ansonsten ist Úbeda ein ruhiges, beschauliches Städtchen. Fast im Dornröschenschlaf versunken, träumt es von einer großen Vergangenheit, deren steinerne Zeugen die Wappen auf den Fassaden der herrlichen Paläste, wie dem Palacio de Vela de Cobas, oder der Casa de los Salvajes sind.
Ab 1536 erstrahlte diese Stadt im Glanz reicher Adelsgeschlechter, die hier und im benachbarten Baeza Paläste von namhaften Architekten erbauen ließen. Immer wieder tauchen ihre steinernen, oft reich dekorierten Fassaden und Portale beim Spaziergang zwischen den weißen Häusern auf.

Geschichte von Úbeda


Die ersten Siedlungen in dieser Gegend entstanden in der Kupfer- und Bronzezeit. Zeugnisse davon wurden im heutigen Stadtviertel des Alcázar gefunden. Auch in nahe gelegenen Orten wie La Loma und Iznatoraf sowie bei der Burg von Sabiote stieß man auf Funde aus jener Zeit. In der Römerzeit wurden sowohl Úbeda als auch Baeza durch ihre Lage an der Römerstraße zwischen Cástulo und Málaga zu bedeutenden Wirtschafts- und Verwaltungszentren. Diese Blütezeit sollte bis ins ausgehende zweite Jahrhundert n. Chr. andauern, als viele der römischen Gemeinden verschwanden.
In Úbeda jedoch blieb eine kleine Siedlung bestehen. Unter Abd ar-Rahman II. wurde Úbeda zu einer befestigten Stadt. Später wurde sie von den Almoraviden und Almohaden erobert und war unter dem Namen Ubbadat al-Arab bekannt.
Nach der Eroberung durch den christlichen König Ferdinand III. war Úbeda mehrere Jahrhunderte lang Grenzstadt zwischen den Königreichen Kastilien und Granada, weshalb ihr das Formalrecht von Cuenca verliehen wurde. Seine Blütezeit erreichte Úbeda im 16. Jahrhundert. Damals entstanden dank des hohen Klerus‘ und des Adels viele der Baudenkmäler der Stadt. Im Jahre 1955 wurde sie schließlich zur Kunsthistorischen Stadt und 1975 vom Europarat zur Musterstadt der Renaissance erklärt.

So erreichen Sie Ubeda und Baeza

Baeza und Úbeda erreicht man über die Autovía de Granada. Von der Provinzhauptstadt Jaén sind es noch vierzig Kilometer nach Baeza über die A316.
Weitere Informationen erhält man in den Touristenbüros der Städte (in Baeza: Plaza del Pópulo; in Úbeda: Avenida Christo Rey 2) 
 Autorin: Julia Borck
Bildquelle: wikipedia.de

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