Spanienknigge


Jedes Land hat seine eigenen Besonderheiten. Was hierzulande völlig alltäglich ist, könnte einen Spanier dazu veranlassen, erstaunt seine Augen aufzureißen. Besucher der Iberischen Halbinsel sollten sich mit den Sitten und Gebräuchen ihres Gastlandes ein wenig vertraut machen.

Ein vielfältiges Land

Spanier sind in ihren eigenen Augen oft keine Spanier, sondern Andalusier, Basken, Katalaner und so weiter. Jede autonome Region spricht ihre eigene Sprache, es wäre eine Beleidigung, würde man diese Sprache als Dialekt bezeichnen. Die Einwohner sind stark mit ihrer Region verwachsen und heben dies gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit hervor.

Die regionalen Unterschiede werden an einem anderen Beispiel deutlich: In Katalonien ist Unpünktlichkeit ein grober Verstoß, während der spanische Süden sich gern einmal eine halbe Stunde verspätet und niemand regt sich darüber auf. In Sachen Toleranz ihrer Mitmenschen sind sich die Spanier nahezu einig.
Jeder Mensch macht Lärm und das ist wohl auch gut so. Gespräche werden mitten in der Nacht in voller Lautstärke auf der Straße geführt, der Rasen wird früh morgens gemäht, da hat man ja Zeit. Das Erstaunliche ist: es stört niemand.
Wenn der Urlaubsgast sich in seinem Apartment noch einmal im Bett herumdrehen möchte und ein Spektakel bricht auf der Straße vor dem geöffneten Fenster los, eine Beschwerde würde ihm völliges Unverständnis seitens seiner Gastgeber entgegenbringen.

Der Restaurantbesuch

Wer ein leeres Restaurant betritt und steuert voller Vorfreude einen Tisch an, wird nichts anderes als verächtliche Blicke ernten. In Spanien wird gewartet, bis der Kellner einen mit dem nötigen Ernst an den geeigneten Platz führt. Welcher das ist, entscheidet der Kellner.
Nach dem Mahl sollte ein kleiner Rest der Speise auf dem Teller verbleiben, denn sonst wird signalisiert, dass es nicht gereicht hat. Trotz der spanischen Redseligkeit geht der Bezahlvorgang im Restaurant völlig lautlos vonstatten. Der Kellner bringt einen Teller mit der Rechnung darauf und entfernt sich.
Der Gast legt nun seinerseits das Geld auf den Teller und wartet, bis der Kellner diesen wieder abholt und mit dem Restgeld bringt. Der Gast legt einen Betrag in Höhe von zehn bis fünfzehn Prozent als Trinkgeld auf den Teller und damit ist der etwas komplizierte Vorgang abgeschlossen.