Spanien in der Genforschung auf dem Vormarsch

Ist das menschliche Leben unantastbar oder darf in dieses in beschränktem Maße zu Forschungs- und Therapiezwecken eingegriffen werden? Ist es legitim, menschliche Embryos in der medizinischen Forschung einzusetzen, wenn diese wesentlich zur Heilung von Krankheiten beitragen können? Wie weit darf die Wissenschaft gehen, ohne ethische Grundsätze zu verletzen?
Die embryonale Stammzellenforschung ist sehr umstritten und wird in Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit äußerst kontrovers diskutiert. Während in Deutschland das Embryonenschutzgesetz eindeutig die Verwendung von menschlichen Embryonen zu anderen Zwecken, als denen, die seiner Erhaltung (mit dem Ziel einer Schwangerschaft) dienen, verbietet, lassen die spanischen Gesetze der wissenschaftlichen Forschung etwas mehr Freiraum.
Am „Centro de Investigación Príncipe Felipe“ (CIPF) in Valencia wurde bisher mit Stammzellen überzähliger, wenige Tage alter Embryonen geforscht – seit Anfang 2006 wird dort nun auch das therapeutische Klonen praktiziert .
Beim therapeutischen Klonen wird der neu entstandene Embryo im Gegensatz zum reproduktiven Klonen ausschließlich zu rein medizinischen Forschungszwecken verwendet.
Als erster Europäer hatte im Mai 2005 der Wissenschaftler Miodrag Stojkovic an der Universität Newcastle Embryos geklont. Stojkovic war damit dem umstrittenen koreanischen Forscher Hwang Woo Suk gefolgt
Beide Wissenschaftler betonen jedoch, dass sie nicht klonen, um neue Menschen zu produzieren, sondern aus den geklonten Embryos lediglich Stammzellen für die Herstellung von neuem Gewebe zu gewinnen beabsichtige
Die Gewinnung von Stammzellen ist am Forschungsinstitut Príncipe Felipe nur eine von mehreren Gentechniken, die dort erprobt werden. Von der Stammzellenforschung verspricht sich der Leiter des Instituts Rubén Moreno große Fortschritte in der Krankheitsbehandlung, so hofft er, bereits in den nächsten fünf Jahren Diabetes mit Stammzellen behandlen zu können.
Hintergrund sämtlicher Forschungen an embryonalen Stammzellen ist die Idee, Stammzellen derart zu manipulieren, dass diese zu neuen Gewebeformen herangebildet werden können.
 Diese sollen dann wiederum transplantiert werden können, um so Krankheiten wie Diabetes und Parkinson zu heilen. Bei embryonalen Stammzellen handelt es sich um noch nicht ausdifferenzierte Körperzellen, die sich unter entsprechenden Bedingungen in nahezu alle verschiedenen Typen von Körperzellen entwickeln können – so z.B. in Nerven oder Insulinzellen. Nach acht Tagen verlieren die Zellen ihre universelle Entwicklungsfähigkeit und jede Zelle übernimmt bestimmte Aufgaben.
Allerdings besteht bei Transplantationen von Gewebezellen, die aus nicht körpereigenen Stammzellen entstanden sind, die Gefahr, dass diese vom Immunsystem des Empfängers abgestoßen werden. Aus diesem Grunde sollen mit Hilfe des therapeutischen Klonens Stammzellen hergestellt werden, die mit den Zellkernen des Empfängers genetisch identisch sind.
Dazu wird der Zellkern aus einer Körperzelle des Patienten in eine zuvor entkernte Eizelle eingepflanzt. Der sich im Anschluss an die Zellübertragung im Labor entwickelnde Embryo verfügt über nahezu identisches genetisches Material.
Das Centro de Investigación Príncipe Felipe in Valencia, welches am 17.März 2005 feierlich eingeweiht wurde, befindet sich in einem modernen Gebäude direkt neben dem Oceanográfico.
Auf einer Fläche von 32.000 Quadratmetern forschen mehr als 260 Wissenschaftler, die sich auf folgende drei Forschungsprogramme spezialisiert haben: regenerative und Transplantationsmedizin, Genomik und Biomedizin. Bei der Erforschung von Heilmethoden liegen die Schwerpunkte auf Diabetes, Parkinson, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rückenmarkverletzungen.
Finanziert wurde das Institut mit Geldern der Europäischen Union und der valencianischen Landesregierung, wobei insgesamt 130 Millionen Euro investiert wurden.

Kathleen Neumann

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