„Naturmedizin“ – was bedeutet das?

Im Prinzip ist damit vom Kräutertee bis zum D-30 Kügelchen alles gemeint und allzu leicht entsteht beim Patienten der Eindruck es sei alles das Gleiche, Hauptsache keine Chemie. Begriffe wie Naturheilkräuter, Homöopathie, Vitamintherapie werden heillos durcheinandergebracht bzw. bewusst nicht voneinander getrennt. Diese Konzepte zu trennen und zu erläutern scheitert leider aber oft genug an Zeitmangel oder auch Unwissenheit der Ärzte. Hier nun ein kleiner Versuch zur Aufklärung:

Chemie
Dieses Wort lässt viele Patienten gruseln. Sie denken an Nahrungsmittelzusätze mit krebserregenden Wirkungsstoffen und natürlich Medikamente der Schulmedizin. Was oft vergessen wird, wir bestehen aus Chemie, genauer gesagt organischer Chemie, in der Hauptsache Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, ein wenig Phosphor, Mineralien und 80% Wasser. Die Tatsache, dass wir die chemischen Strukturen aller unserer Organe bis in die kleinsten Zellen kennen, hat die Synthese der modernen Medikamente erst ermöglicht. So sind berühmte Stoffe wie z.B. das Morphin oder Hormone zwar im Reagenzglas gebaut, aber körpereigene Stoffe, organische Chemie, wie sie in kleinen Mengen in unserem eigenen Körper ohnehin herumschwimmen. Andere wiederum sind leicht verändert worden, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen oder aber um spezielle Aufgaben zu übernehmen. Diese Medikamente können in großen Mengen oder über einen längeren Zeitraum eingenommen Schaden in der Leber anrichten. Das ist dann häufig auch der Grund, warum sich Ärzte und Patienten oft genug lieber der Naturmedizin zuwenden.

Phytotherapie
Dies ist Medizin auf Pflanzenbasis und ist nicht weniger "chemisch" als allopathische Mittel. Sie bestehen schließlich aus organischer Chemie. Phytoprodukte sind zumeist getrocknete Pflanzenteile, das heißt ihre Dosierung ist weniger exakt, dafür haben sie aber den vollen Gehalt aller Inhaltstoffe und nicht nur einer Substanz. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn Heilpflanzen als solche bekannt sind, nicht aber alle ihre Inhaltsstoffe.
Beispiel:
Cetraria ist eine Flechte aus Island. Sie enthält bis zu 5 verschiedene Antibiotika mit sehr ausgefallenen Strukturen. Man weiß, dass der Extrakt hervorragend bei chronischen Mandelentzündungen hilft. Was sonst ein Nachteil ist, nämlich die chemische Unkenntnis, wird hier zum Vorteil. Das Bakterium kann sich nicht auf 5 noch dazu wechselnden Substanzen einstellen und entwickelt daher nicht die so berüchtigten Resistenzen, die jede Therapie zunichte machen und die Krankheit zur chronischen werden lassen. Alle Heilsubstanzen bei Phytotherapie sind organisch-chemischer Natur so beispielsweise Alkaloide, Terpene, Saponine etc.

Vitamine und Spurenelemente
Dieses Thema wird viel diskutiert, was vor allem daran liegt, dass so viele verschiedene Präparate auf dem Markt erhältlich sind. Bevor man also unnötig Geld ausgibt sollte man wissen, dass Vitamine organische Substanzen sind, die der Körper nicht selbst herstellt und daher durch die Nahrung aufnehmen muss, damit der Stoffwechsel funktioniert. Es gibt wasserlösliche und fettlösliche Vitamine. Nimmt man zu viele wasserlösliche auf, scheidet der Körper sie wieder aus. Die fettlöslichen dagegen können bei Überdosierung Schaden anrichten.
Spurenelemente sind dagegen anorganisch chemischer Natur, also Mineralien. Sie werden in winzigen Mengen gebraucht, um die Vitamine arbeiten zu lassen. Normalerweise reicht eine gesunde, nicht ausschließlich vegetarische, ausgewogene Ernährung aus, um den Bedarf an allem zu decken. Anders hingegen wird die Situation mit fortschreitendem Alter, Krankheiten oder vegetarischer Lebensweise. Durch eine Blutanalyse lassen sich Mangelerscheinungen klären und eine entsprechende Behandlung veranschlagt werden.

Physik
Bei diesem Wort denkt man an Strahlen, Magnete, schlimmstenfalls an Radioaktivität. Für die Medizin von Bedeutung sind aber die Schwingungen. Nicht nur im negativen Sinn, in dem der Einfluss von Radioaktivität, Elektrosmog oder Mikrowellen als schädlich für lebende Wesen erkannt worden ist, sondern auch im Sinne von alternativen Heilungsmöglichkeiten wie zum Beispiel der Homöopathie.

Heilfasten
Beim Heilfasten geht es um einen bewussten Nahrungsverzicht für eine bestimmte Zeit – dies hat nichts mit Hungern zu tun. Im Gegenteil, das Hungergefühl verschwindet nach kurzer Zeit und der Fastende spürt plötzlich neue, ungeahnte Energie und ein Verfeinern der Sinne. Heilfasten kann jeder Gesunde durchführen – ist aber besonders angezeigt bei rheumatischen Erkrankungen, Allergien, Darmerkrankungen, Migräne und weiteren zivilisationsbedingten Beschwerden.
Hier gibt es umfassende Infos und Anleitungen zum Heilfasten >

Klassische Homöopathie
Homöopathie ist vom Konzept her die modernste Medizin die es gibt. Sie arbeitet auf physikalischer Basis, auf Schwingungsebene der Moleküle. Ein chemisches Molekül überträgt dabei sein Schwingungsmuster auf eine Trägersubstanz (meistens Wasser) und bei jeder Verdünnungsstufe, wird die Effizienz potenziert. Dies macht die Stärke der Medikamente aus. Je höher verdünnt, desto wirksamer! Allerdings und hier kommen wir zum Schwachpunkt der Homöopathie: Die Anwendung erfordert einen anderen Ansatz für die Diagnostik. Kommt der Allgemeinarzt mit 20 Medikamenten im Durchschnitt aus, muss der Homöopath mindestens 200 kennen, insgesamt gibt es über 6000! Nur wenn die Indikation stimmt, hilft das Mittel. Bei unzureichender Diagnosestellung tritt keine Wirkung oder sogar eine Verstärkung des Problems auf. Unerfahrene Ärzte verschreiben daher am Liebsten Kombipräparate. Die Ausbildung zum klassischen Homöopathen ist lang und erfordert ein ausgezeichnetes Gedächtnis, was dazu führt, dass es sehr viel weniger gute Homöopathen als Allgemeinärzte gibt und bei den Patienten so sehr oft der Eindruck entsteht, dass die verordneten Medikamente nicht helfen.

Dr. rer. nat. Michaela Dane
Biochemikerin

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