Mediterrane Architektur in Spanien

Ein viel zitierter und häufig auch missbräuchlich angewandter Begriff. Wenn wir an mediterrane Architektur denken, meinen wir Säulen, Bogen, Türmchen, Kugeln, gewagte Dachkonstruktionen – eben – eine individuelle Bauweise. Wir meinen nicht, die geklonten Reihenhäuser oder Einzelhäuser in vielen Urbanisationen, die maximal in der Farbgestaltung voneinander abweichen.

Wirklich sehenswerte oder wertvolle Architektur wird leider immer seltener. Wir wollen damit nicht sagen, dass es sie nicht gibt, aber die meisten Promotoren und Konstrukteure verkaufen nach Katalog 5 bis 10 verschiedene Haustypen, die nur in der Größe voneinander abweichen.

Dabei gibt es viele traditionelle Elemente, die durchaus integriert werden könnten. Natürlich ist auch das wieder eine Preisfrage. Die Objekte von der Stange, könnten mit ein bisschen Liebe zum Detail und ein wenig Zeit- und Arbeitsaufwand so abgewandelt und gestaltet werden, dass sie zumindest einen individuellen Toch erhalten.

Eine breite Ansammlung von Stilelementen, die durch die spanische Lebensart und durch viele Jahrhunderte geprägt sind, lässt den Oberbegriff "mediterrane Architektur" entstehen.

Der runde Turm, den viele für den Inbegriff der mediterranen Bauweise halten, ist in erster Linie unpraktisch, wenn nicht gar hässlich, wobei sich über Geschmack bekanntlich (nicht) gut streiten lässt. Er hat nichts mit traditioneller Architektur zu tun. Er wurde irgendwann mal übernommen und zum mediterranen Kunstwerk hochstilisiert.

In grauer Vorzeit dienten Türme ausschließlich als Wehr – und Wachtürme. Immer noch sind die Türmchen auf der Beliebtheitsliste von Deutschen und Engländern ganz weit oben – erst in letzter Zeit ist ein Wandel zum klassischen spanischen Haus mit Villencharakter zu vermerken. Die wirklich ursprünglich spanische Architektur war praktisch und wirtschaftlich, hatte große Räume, wenig geneigte Dächer mit Regenablauf und integrierten sich in die jeweilige Landschaft.

Charakteristisch für die hiesige Bauweise war und ist der "Riu Rau", ein großer Bogengang, der einst bei der Rosinentrocknung eine wichtige Rolle spielte. Heute ist der Riu Rau fester Bestandteil eines Hauses und dient als Terrasse. Sowohl als Lichtdämpfer, als auch als Sonnen – und Regenschutz, sind diese Bogengänge ein wichtiges und auch nützliches Stilelement.

Die berühmten Tosca-Bögen sind heute oft nicht mehr aus dem harten Gestein. Durch verminderte Funde (in Jávea wurde früher einmal Tosca aus dem Meer geholt) ist Tosca heute ein teurer Stein geworden, den viele Bauträger durch "Pseudo-Tosca" austauschen. In alten Häuser findet man noch oft Treppenaufgänge aus Tosca, Fensterumrandungen, Hauseingänge und tragende Wände wurden mit Tosca erstellt.

Die so beliebten Casas de Campo dienten nicht dem Müßiggang und der Sommerfrische, sondern waren funktionell und zweckorientiert, meist nicht dekorativ. Dennoch dienen sie heute häufig als Vorlage für viele Ferienhäuser.

So fließen viele Einflüsse, nicht zuletzt aus maurischer Zeit, zusammen und ergeben das, was wir heute unter mediterraner Architektur verstehen und lieben gelernt haben.

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