Kampfhubschrauber „Tiger“ aus Albacete , Spanien

Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Der Zuschlag geht an Albacete in der Provinz Castilla-La Mancha. Hier werden zukünftig die Tiger gebaut. Exotische Raubtiere am Fließband? Das ist ab sofort in Spanien möglich. Nur dass es sich hier nicht um die vom Aussterben bedrohten Großkatzen handelt, sondern um die europäische Antwort auf den Apache. Also geht es hier um Indianer.
Auch das ist eine übereilte Schlussfolgerung, denn es handelt sich weder um das Eine noch um das Andere. Richtig ist: Es geht um militärische Kampfhelikopter.
Ab sofort wird der Kampfhubschrauber "Tiger" dort in Produktion gehen. Das bedeutet für Albacete 450 direkte sowie 385 indirekte, neue Arbeitsplätze und zusätzlich sage und schreibe 60 Millionen Euro an Investitionen wie Werkzeug, Ausrüstung und neue Anlagen.
Albacete setzte sich auf Grund seiner strategisch günstigen Militärzone und seinen ausreichenden technischen und logistischen Ressourcen gegen seine Mitbewerber durch.
Ebenfalls das nahe gelegene Reparaturzentrum Maestranza katapultierte Albacete auf Platz Eins. Die Ingenieurabteilung wird weiterhin in Getafe bei Madrid angesiedelt bleiben, denn dort nutzt man die Kooperationsmöglichkeiten mit dem Entwicklungs- und Flugerprobungszentrum der EADS-CASA.
EADS bedeutet: European Aeronautic Defence and Space Company und ist das weltweit führende Unternehmen in Luft- und Raumfahrt und ebenfalls Marktführer im Verteidigungsgeschäft und den dazugehörigen Dienstleistungen. Im Jahr 2004 verzeichnete der Megakonzern einen Umsatz von 31,8 Milliarden Euro und beschäftigte 110.000 Mitarbeiter.
Die EADS ist der größte Partner des Eurofighter-Konsortiums und Hauptauftragnehmer der Trägerrakete Ariane. Zur EADS gehören unter anderem der Flugzeughersteller Airbus und das weltweit größte Hubschrauber-Unternehmen Eurocopter, das nun in Albacete eine neue Filiale eröffnet.
Eurocopter ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der EADS. Neben Werken in Frankreich und in Deutschland wird sich nun die dritte tragende Säule des Konzerns auf der iberischen Halbinsel befinden. Für viele eine positive Tendenz, liegt es doch im Trend, Fertigungswerke in nichteuropäische Länder zu verlegen.
Die Geschichte des Eurocopters "Tiger" geht auf die Forderungen der Bundeswehr auf Panzerabwehrhubschrauber zurück. Frankreich hatte ähnliche Vorstellungen und so taten sich die beiden Staaten kurzerhand zusammen. 1984 entstand das gemeinsame Abkommen zur Entwicklung des Helikopters.
1986 wurde das Projekt  kurzzeitig wegen Überarbeitungsmaßnahmen gestoppt, um 1987 wieder aufgenommen zu werden. Das Ergebnis: Für Frankreich entstanden zwei verschiedene Modelle. Die eine zum Begleitschutz und zur Bodenunterstützung, die andere zur Panzerabwehr.
In Deutschland einigte man sich auf eine vielseitigere Version des Helikopters, die die beiden französischen Formen in sich vereint und zusätzlich noch zur bewaffneten Aufklärung dient.
Am 20.05.1998 wurden die Kaufverträge bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin-Schönefeld unterschrieben. Deutschland orderte 80 Exemplare, Frankreich 70 Hubschrauber Typ Eins und weitere zehn von Typ Zwei. Die Auslieferung soll bis 2010 beendet werden und kostete Deutschland schlappe 233 Milliarden Euro. Auch Australien und einige asiatische Länder haben bereits Interesse am "Tiger" kundgetan.
Der "Tiger" ist ein Wunderwerk der modernen Technik. Nach Angaben des EADS "orientierte sich die Konstruktion des Kampfhubschraubers an drei Hauptzielen: niedrige optische Radar- und Infrarot-Signatur für eine hohe Überlebensfähigkeit auf dem Gefechtsfeld; maximale Wirkung der Waffen- und Feuerleitsysteme ohne zusätzliche Arbeitsbelastung für die Besatzung;
optimiertes Logistikkonzept zur Minimierung der Betriebskosten." Weiterhin kann die "fliegende Katze" mühelos ABC-verseuchte Gebiete durchqueren und besitzt etwa 100 verschiedene Täuschprogramme zum Selbstschutz.

Rebecca Goerke,

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