Check-ups – sinnvoll oder Geldmacherei ?

Der "chequeo" wie der Spanier sagt oder der "Check-up", wie er in Deutschland genannt wird, ist eine lohnende Sache, wenn einige Hürden beachtet werden. Diese Form der Untersuchung wurde in Amerika, gerüchteweise von der Mayo-Klinik, welche die größte privatmedizinische Einrichtung der Welt ist, ins Leben gerufen und hauptsächlich dann durchgeführt bevor Risikorückversicherungen von Schönen und Reichen abgeschossen wurden.
Nun drängt sich die Frage auf, sind "chequeos" nun sinnvoll oder bereichert sich nur der behandelnde Arzt?
Als ich vor einigen Jahren aushilfsweise für eine große Klinik in Alicante "chequeos" machen sollte, sagte der Inhaber:
"Eigentlich ist es egal wie gut oder schlecht unsere Untersuchungen gemacht werden, denn 90% der Leute die hierher kommen sind sowieso nur Hypochonder…"
Um die von mir aufgeworfene Frage zu klären, möchte ich einige Punkte klarstellen. Der Check-up und die Vorsorgeuntersuchung sind zweierlei Dinge und sollten nicht verwechselt werden. Denn dieser Irrtum führt oft nur zur Steigerung des Umsatzes des Arztes und des Frustes beim Patienten. Durchchecken bedeutet nämlich nicht, gezielt Krankheiten auszuschließen.
"Herr Doktor, machen Sie ruhig bei der Blutuntersuchung alles was es gibt!"
"Gern! Wie viel tausend Euros wollen Sie denn ausgeben?"
Hier trennen sich die Wege. Beim "chequeo", welcher mittlerweile als Jahresuntersuchung von den meisten Unternehmen für ihre Angestellten gefordert wird, werden sogenannte Standartuntersuchungen durchgeführt. Der Preis pro Untersuchung einschließlich Blutprobe beläuft sich auf insgesamt 36 Euro.
Wenn man aber bedenkt, dass ein einziger Tumormarker für Krebsvorsorge schon 30 Euro kostet, wird einem rasch klar, dass diese Untersuchungen nicht viel bringen können. Hierbei werden meist mehrere verschieden Organwerte eruiert sowie ein vom Computer ausgewertetes Blutbild erstellt.
Eine oberflächliche Ganzkörperuntersuchung eventuell auch noch eine Gewichts- und Blutdruckkontrolle runden das Bild des spanischen “chequeos„ ab. Soweit wird er auch vom Gesetz zum Schutz der Angestellten vorgeschrieben.
Zusätzlich kann man in privaten Kliniken für 150 bis 300 Euro zusätzlich die Lunge röntgen, einen Ultraschall, eine Prostata-, eine Brustkrebsvorsorge, ein EKG, bzw. ein Belastungs- EKG durchführen lassen. Danach ist der "Check-up" abgeschlossen.
Doch sehr sinnvoll erscheint mir dies nicht. In der täglichen Praxis unterscheide ich bei Kunden für eine anstehende Jahresuntersuchung zwischen jenen, die eine Übersicht über ihren allgemeinen Gesundheitszustand möchten, jenen die häufig von Sorgen geplagt zum Arzt gehen und der Kategorie Menschen, die einen konkreten Grund für ihre Bitte haben.
In einem ausführliches Gespräch wird die Notwendigkeit der einzelnen Untersuchungseinheiten geklärt, wobei Erbekrankheiten und Veranlagungen eine wichtige Rolle für die anschließenden Analysen spielen. Ableitend aus dem allgemeinen Gesundheitsstatus und den Überlegungen ergibt sich dann die Vorsorgeuntersuchung, dadurch werden überflüssige Untersuchungen vermieden und das Geld sinnvoll für spezifische Dinge verwendet.

"Herr Doktor, ich habe Angst Sie könnten etwas finden…?"
Viele Kunden konsultieren den Arzt, da sie einen bestimmten Verdacht oder Angst vor Krankheiten haben. So verunsichert sie ein plötzlicher Gewichtsverlust, schwindende Libido, etc… . In allen Fällen versuche ich klarzustellen, dass auch ein Mediziner niemals eine 100%ige Sicherheit für die Diagnose eines Krankheitsbildes geben kann. Gleichzeitig rate ich weiterhin davon ab Untersuchungen durchzuführen, bei denen der Befund nicht behandelbar bzw. nicht mehr behandelbar ist.
"Ich war seit 5 Jahren nicht mehr beim Arzt, wozu raten Sie mir?"
Gehen sie mit den Kopien all ihrer jemals durchgeführten Befunden zu einem Arzt ihrer Wahl. Dieser entscheidet dann, welche Risikofaktoren bestehen und schlägt ihnen die entsprechenden Untersuchungen vor, die erwartungsgemäß sinnvoll wäre. Sein sie nicht schüchtern ihre Ängste oder den Grund des “Check-up„ mit ihrem Arzt zu besprechen. Er weiß dann, wo er ansetzen muss und ob sie bereit sind die Konsequenzen der Untersuchung zu tragen.
Niemals sollten sie vergessen, dass alle Krankheiten einfacher zu behandeln sind, wenn sie rechtzeitig entdeckt werden, dies gilt insbesondere für Herz-Kreislaufproblemen, Leberschäden und Krebserkrankungen!

Dr. Miguel Corty Friedrich
Allgemeinmediziner
F A f. Naturheilverfahren

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