Barcelona – Stadt der Mode

Wir alle wissen, dass Frankreich das Land der Mode und Designer ist. Jedoch hat es vor allem Barcelona geschafft, sich in der Modeszene zu etablieren. Dazu trug mit Sicherheit auch Custo Barcelona bei, ein Name, der weltweit bekannt ist. Selbstverständlich haben Sie in der Heimatstadt des Unternehmens die Gelegenheit, die neuste Kollektion zu erstehen. Shopping in Barcelona lohnt sich.
Doch auch andere nahmhafte Designer wie Cacharel haben Outlet-Stores in der Nähe der Stadt.
Doch besonders die jährliche Modewoche – die bekannte Pasarela Gaudí, BCN Showrooms, Moda Fad – zieht zahlreiche Besucher an.

Noch acht Tage, dann verwandeln Modedesigner, Modeproduzenten und die, die es noch werden wollen, unsere Kapitale wieder in einen pulsierenden Laufsteg. Der erste einstudierte Schritt beginnt am 27. Januar mit den zwei großen Messen Bread&Butter und der Berlin Fashion Week, ein Konglomerat aus kleineren Messen. Zwei Tage später findet dann die EuroFashion Week mit einer Riege von Jungdesignern statt.
Einen Vorgeschmack auf die kommende Invasion liefert uns Barcelona.
Dort findet zur Zeit der katalanische Ableger von Bread&Butter und die Pasarela Barcelona statt.
Die Barceloner Modemessen passen ganz gut zu dem Bild, das Spanien abgibt. In bester Lage am Placa de Espanya strömen die Besucher massenweise auf das Messegelände der Fira de Barcelona zur Bread&Butter. Das Areal ist fast doppelt so groß wie das Gelände des ehemaligen Siemens-Kabelwerke in Spandau, dem Berliner Standort. Im letzten Jahr zählte die Metropole 45.000 Besucher, etwa 10.000 mehr als in Berlin. Das Land erlebt zurzeit in Sachen Mode einen beispiellosen Boom. Marken wie Zara oder Mango oder Stradivarius, die vor wenigen Jahren kaum jemand gekannt hat, breiten ihre Filialen in Rekordzeit fast über den ganzen Globus aus. Die Begleitungskette Inditex, das Mutterhaus von Zara, ist mittlerweile mit fast 2700 Läden in 61 Staaten vertreten. 2005 eröffnete der Konzern über 400 neue Geschäfte.

Der unaufhaltsame Siegeszug der großen Ketten ist jedoch nur die eine Seite der spanischen Mode. Zara oder Mango produzieren Kollektionen, deren Design von dem inspiriert ist, was im Vorjahr in den Modeshows gezeigt wurde und was man in den Szenevierteln der Weltmetropolen trägt.
Die Kehrseite bildet der Bereich der Haute Couture – wofür die aktuellen Messen eigentlich da sind. Bei der Mode für die Reichen und Schönen sowie beim schöpferischen Design kämpfen die Spanier seit Jahren vergebens darum, den Anschluss zur Weltspitze zu gewinnen. Noch immer kann Barcelona als Modestadt mit Paris oder Mailand nicht konkurrieren. In Barcelona erhielten Designer über 100.000 Euro für die Präsentation ihrer Kollektionen. Die Laufstegshows wurden zu 82 Prozent mit Steuergeldern finanziert. In Paris liegt der Suventionsschub bei 50, in Mailand gerade mal bei zehn Prozent.

Die Pasarela Barcelona ist so ein Paradebeispiel für Subventionsverluste. Sie ist das Überbleibsel der großen Gaudí-Modewoche, die jahrelang Subventionen in Höhe von 3,2 Millionen Euro erhielt, fast so viel wie das Budget der Moda Uomo in Mailand. Ein von der katalanischen Regierung in Auftrag gegebener Bericht kam jedoch zu dem Ergebnis, dass trotz aller Investitionen das erhoffte Echo ausblieb. Der Geldhahn wurde sukzessiv zugedreht. Seither wird sie in stark geschrumpfter Version von privaten Geldgebern fortgeführt.

Das Dilemma in Spanien besteht darin, dass die Mode dort gerade erst entdeckt wurde. In Frankreich dagegen gibt es eine alte Tradition von Luxus. In Italien und Frankreich ist die Großfinanz in die Mode eingestiegen, hier in Spanien nicht.
Bleibt eben noch abzuwarten, ob eines Tages Barcelona mit Paris oder Mailand konkurrieren kann.

Susanne Hesse

23.01.2006