Von Dagmar Riefler

Fünf Jahre waren seit meinen letzten Aufenthalt in Malaga vergangen und mittlerweile residierte ich in meiner kleinen aber feinen Dachwohnung in Tutzing am Starnberger See. Alles schien zu passen, wäre da nicht diese Unruhe gewesen, dass irgendetwas fehle. Vor allem die Möglichkeit, ein paar Wochen im Ausland zu leben, denn das erlaubte meine damalige Arbeit nicht.

Jung und unbedarft entschloss ich mich, diese Möglichkeit zu schaffen, rechtfertigte meine Kündigung mit fehlenden Perspektiven und beschloss mich selbstständig zu machen. Allerdings nicht etwa mit konkreten Plänen und noch weniger mit einem klaren Businessplan. Der einzige Plan war, mir ein halbes Jahr Zeit zu geben, um dann mit meiner eigenen Agentur loszulegen. Natürlich dachte ich nicht im Traum daran, dieses halbe Jahr mit Vorbereitungen zu vergeuden. Da gab es wichtigere Dinge. So die Planung des nächsten Spanischkurses.

Diesmal sollte es nach Tarifa gehen. Dorthin, weil ich mittlerweile begeisterte Surferin war und Spanisch mit Surfen kombinieren wollte. Endlich durfte mein Virus wieder voll ausbrechen und selbst mein damaliger Freund sah schnell ein, dass jeglicher Heilungsversuch zum Scheitern verurteilt war. Tarifa war leider nicht Málaga und die Schule eher merkwürdig als einer Schule würdig. Das Surfen entpuppte sich als hoffnungsloser Kampf mit den Wellen und Tarifa als Ort, der Spanienträume schnell seiner Leichtigkeit beraubt. Aber Viren sind nun mal hartnäckig und veränderungsfreudig.

Natürlich gab es auch in Tarifa viel zu erleben und ein Ausflug nach Sevilla brachte das Fieber wieder zum Glühen. Trotzdem – nach ein paar Wochen war da wieder die Vernunft, die mich heimschickte, noch ein paar andere Reisen machen ließ und mich schließlich zur Gründung meiner Agentur motivierte. Diese funktionierte ganz prächtig und ließ mich unverhofft und ergänzend das Journalistenhandwerk erlernen. Mit Aufträgen gut bestückt, bot mir mein Leben zwischen Arbeit, Freunden und „meinem“ Tutzing eine bunte Mischung aus Spaß und Freunde.

Doch diese hielt nie länger als ein paar Monate. Einmal im Jahr war die Auftragslage egal, musste meine Redaktion auf eine Schreiberin verzichten und wurde nächtelange geschuftet, um einen Monat freizuschaufeln. Ein Monat zum Kurieren des Fernwehvirus. Komischerweise mied ich zu dieser Zeit Spanien. Vielleicht war ich mir der Versuchung all zu bewusst. Doch die spanische Sprache war ein Muss. Selbst als es meinem damaligen Freund gelang, mich zu einer Reise nach San Diego zu überreden, war der Grund meiner Zustimmung die Nähe zu Mexiko. Das Reisen war leicht. Immer nur mit dem Flugticket in der Tasche ohne weitere Reiseplane landeten wir in einem uns fremden Land. Und immer wieder war es mir, als wäre mir alles trotz seiner Fremdheit vertraut.

Von Reise zu Reise und Jahr zu Jahr wurde mir klar, dass die Reise ohne Rückflugticket immer näher rückte. Trotzdem war der klassische Auswandergedanke fern, wurde weg geschoben und überzeugte mich nicht. Denn von Jahr zu Jahr schloss ich Tutzing immer mehr als mein neues Zuhause ins Herz. Reisen ja, aber ein Leben fern von Familie und Freunden schien mir alles andere als verlockend. Dem Auswandergedanken zum Trotz fing ich an, auf Wohnungssuche zu gehen. Eine eigene Wohnung würde mich festhalten und vom Fernwehvirus kurieren.
Dachte ich, weil ich es so denken wollte.

Kapitel 1: Eine wahre Auswandergeschichte
Kapitel 3: Und schuld war das Mousepad
Kapitel 4: Die Insel hat gewonnen