Das Baskenland

Euskadi, eine der 17 Comunidades Autonomas, liegt am Kantabrischen Meer und grenzt an Frankreich. Auf den gut 7.200 km² der Region leben über 2,1 Mio Basken (5,2 % der Spanier). Sie umfasst die drei Provinzen Bizkaia, Gipuzkoa und Araba. In der Provinz Bizkaia lebt etwa die Hälfte der Basken, nach Madrid und Barcelona ist hier die höchste Bevölkerungsdichte der Halbinsel. Dies ist auf die Industriekonzentration in Bilbao zurückzuführen. Die Anfänge nahm die baskische Schwerindustrie Mitte des letzten Jahrhunderts durch die Verhüttung der Eisenerzvorkommen um Bilbao.
Allerdings sind in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze gerade im Industrierevier um Bilbao verloren gegangen, sodass auch die Arbeitslosenquote über dem Landesdurchschnitt liegt.

Jedem, der das Baskenland bereist, werden sofort zwei Dinge auffallen: die politischen Parolen und Graffiti, die vor allem an der Nordküste, etwa an Hafenkais und Häuserwänden, anzutreffen sind, und die eigenartige Sprache, die nichts mit dem Spanischen gemein hat. Donostia ist San Sebastian und Gasteiz ist Vitoria oder umgekehrt (die Haupthinweisschilder sind meist zweisprachig gehalten). Die Herkunft der Basken und des Baskischen, das Euskera, gibt Entnologen und Linguisten noch immer Rätsel auf. Wortverwandtschaften wurden sowohl mit nordafrikanischen Berbersprachen als auch mit dem Altgeorgischen (Kaukasus) festgestellt, doch kann daraus keine Herkunftsbeziehung abgeleitet werden. Das Baskische ist als Idiom eines Volkes zu betrachten, das seit Urzeiten diese Region der Iberischen Halbinsel bevölkert und sich den kulturellen Einflüssen der verschiedenen Eroberer Völker zu entziehen wusste. Dies ist das eigentliche Phänomen des Baskischen, das in Westeuropa als einzige vor-indogermanische Sprache überlebte. Im Wesentlichen geschah dies durch mündliche Überlieferung, denn als Literatursprache erhielt das Baskische erst in diesem Jahrhundert Bedeutung.

Einer Studie von 1983 zufolge beherrscht allerdings weniger als ein Drittel der Bevölkerung Euskera. Zuzuschreiben ist dies der massiven Immigration, besonders im Raum Bilbao, sowie dem Verbot der Sprache während der Franco-Diktatur. Mittlerweile erziehen die Schulen zweisprachig, wobei Euskera und Castellano als Unterrichtssprache nebeneinander bestehen. Der Kampf um den Erhalt der baskischen Sprache und damit der kulturellen Identität der Basken war seit jeher einigendes Moment in den Autonomiebestrebungen. Eine nationalistische Bewegung entstand im letzten Jahrhundert, als die baskischen Sonderrechte (die zu einem Teil auf dem Adelstitel basierten, den Karl V. allen Basken gegeben hatte) nach dem Ende der Karlisten Kriege abgeschafft wurden und der Unternehmersohn Arana die PNV, die Nationalistische baskische Partei, gründete. Sie bildet heute eine Koalitionsregierung mit der PS0E und stellt den baskischen Regierungschef. Langfristiges Ziel ist ein unabhängiges Baskenland, das Navarra und die südfranzösischen Provinzen einschließt. Mit dieser Forderung sympathisieren viele Basken.

Aktuelle politische Lage in der autonomen Gemeinschaft Baskenland

Das frühe 20-igste Jahrhundert im Baskenland war geprägt durch das großräumige Erwachen des baskischen Nationalbewusstseins, so wurde 1917 die Gesellschaft für baskische Studien und 1918 die königliche Akademie der baskischen Sprache gegründet. Doch auch Geschehnisse von internationalen Ausmaßen hatten ihre Wirkung auf die Region, so ließen im Ersten Weltkrieg 6.000 Soldaten aus dem nördlichen Baskenland ihr Leben. Die Weltwirtschaftskrise löste in der ersten Hälfte der Dreißigerjahre eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise im Baskenland aus. Am 14. April 1931 wurde im baskischen Ort Eibar die demokratische zweite spanische Republik auserufen. Doch am 17. Juli 1936 fand ein Militäraufstand statt und der Spanische Bürgerkrieg begann.

Am 26. April 1937 erfolgte im Zuge des Bürgerkrieges die Bombardierung der baskischen Symbolstadt Gernika durch die Flugzeuge der deutschen Legion Condor als Hilfstruppen des aufständischen spanischen Militärs. Mitte Juni 1937 gelang den antirepublikanischen Rebellen die Eroberung Bizkaias, die baskischen Truppen ergaben sich durch den mit dem Franquisten ausgehandelten Pakt von Santona kampflos und erhielten daraufhin eine bessere Behandlung als andere Gefangene. Jedoch wurden Bizkaia und Guipuzkoa zu „Verräter Provinzen“ erklärt und ihnen ihre fiskalen Sonderrechte der Conciertos Econimicos entzogen. Damit war der Spanische Bürgerkrieg im Baskenland beendet (im übrigen Spanien am 1. April 1939), die franquistische Diktatur wurde eingerichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolge von 1959 bis 1973 ein Wirtschaftsaufschwung in Spanien, der in den vier provinzen des südlichen Baskenlandes durch starken Industriealiserungsschub gekennzeichnet wurde. Am 20. November 1975 endete durch den Tod des spanischen Diktators Franco die nationalistische Diktatur. Ende 1986 wurden erste Kontakte zwischen der spanischen Regierung und der ETA geknüpft, dies mit dem Ziel, den baskischen Konflikt auf dem Verhandlungsweg beizulegen. Im Januar 1988 wurde der Antiterroismus Pakt von Ajuria Enea von allen im baskischen Parlament vertretenen Parteien des südlichen Baskendlandes mit Ausnahme von Henri Batasuna unterzeichnet.

Nach einem mit Unterstützung von PP und PSOE neu erlassenen Parteiengesetz wurde die linke Unabhängigkeitspartei Batasuna 2003 gerichtlich verboten. Am 24. März 2006 verkündete die ETA eine einseitige Waffenruhe zur Aufnahme von Friedensgesprächen mit der spanischen Regierung. Mit einem am 30. Dezember 2006 verübten Sprengstoffanschlag auf den Flughafen Barajas in Madrid hatte die ETA die Waffenruhe allerdings noch im gleichen Jahr gebrochen, dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Die Regierung setzte daraufhin die Friedensverhandlungen mit der baskischen Untergrundorganisation bis auf Weiteres aus. Ihrerseits hob die ETA den Waffenstillstand mit Wirkung ab 6. Juni 2007 auf.

Seit dem kam es wieder zu einer Vielzahl von Anschlägen. Erstmals wurden bei den Wahlen zum Parlament der autonomen Gemeinschaft Baskenland am 1. März 2009 die baskischen Nationalisten abgelöst. Nun regiert eine Koalition aus spanischen Sozialisten – PSOE – und der konservativen Volkspartei PP die Region. Damit erreichten die spanienweit organisierten Parteien PP, PSE-EE zusammen, erstmals seit Einführung der Demokratie , eine Sitzmehrheit im Parlament der autonomen Gemeinschaft Baskenland.
Quelle: wikipedia.de