Andalusien mit der Hauptstadt Sevilla

Spaniens südlichste Festlandsregion Andalusien ist rund 87000 qkm groß, erstreckt sich vom Atlantik zum Mittelmeer und ist nur durch die Meerenge von Gibraltar vom afrikanischen Kontinent getrennt. Mit rund 6,8 Mio. Einwohnern ist sie die bevölkerungsreichste Comunidad Autonoma. Die Besiedlungsdichte liegt mit 78 Einwohnern je km² knapp über dem nationalen Mittel. Sevilla ist Hauptstadt der politisch eher linksgerichteten Region mit PSOE- Regierung Qunta. Die Region besteht aus acht Provinzen. Dem Besucher bietet Andalusien weit mehr als Mittelmeerküste und Kulturschätze des touristischen Dreiecks Sevilla, Cordoba, Granada.

Schon wer sich mit fremdenverkehrsamtlicher Broschüre auf die Route der „Weißen Dörfer“ („La Ruta de los Pueblos Blancos“) begibt, lernt dieses Land ganz anders kennen. Obwohl das Straßennetz in rasantem Tempo ausgebaut wird, scheinen sich manche Örtchen nicht allzu sehr verändert zu haben, seit 1829 Washington Irving Andalusien durchreiste, um in Granada die Erzählungen von der Alhambra zu schreiben.

Andalusien – Schmelztigel der Kulturen

Lange bevor Urlauber aus aller Welt ab den 50er Jahren den schmalen Streifen zwischen Gebirgen, die den größten Teil Andalusiens einnehmen, und Meer okkupierten, war Andalusien ein Schmelztiegel der Kulturen. Im letzten vorchristlichen Jahrtausend liefen phönizische, griechische und karthagische Schiffe die Küste an, im späten 3. Jhd.v.Chr. war Andalusien Einfallstor der Römer, die diese Region wie keine andere Spaniens prägten. 711 kamen die Araber bzw. Mauren, die Teile des Nordens schon im 8./9. Jh. räumen mussten. Andalusiens Reconquista begann aber erst 1212, ihre letzte Hochburg Granada verloren die Araber erst 1492, in dem Jahr, in dem Kolumbus nach Amerika segelte. In der Bevölkerung fließt viel arabisches Blut und nirgends sonst in Spanien leben so viele Gitanos. 

Der Einfluss von Arabern wie auch Gitanos zeigt sich im Flamenco. Dieser ist heute wie auch der Stierkampf eine Touristenattraktion, aber mit volkstümlichen Wurzeln, ein Ausdruck von Stolz und Würde. Wegen der langen Araberherrschaft hat Andalusien Spaniens kürzeste christliche Tradition. Obwohl auch hier die Inquisition wütete, spricht man mitunter von getauftem Heidentum, trotz noch so bewegender Karwochenprozessionen. Andalusien ist aber auch eine Region mit sozialen Gegensätzen und die Probleme gehen teils auf Reconquista-Zeiten zurück. In den während des 13. Jahrhunderts eroberten Provinzen Sevilla, Cordoba und Jaen, wo die Krone Adel und Klerus mit riesigen Ländereien bedachte, entwickelte sich im 19. Jahrhundert die konfliktträchtige Latifundienwirtschaft.

In Granada etwa, wo sich die Araber länger hielten, sind mehr mittlere und kleine Betriebe anzutreffen. Zu lange blieb Andalusien einseitig ein Agrarland. Es zählt zu jenen zwei Dritteln des spanischen Territoriums, die nach EG -Maßstäben unterentwickelt sind, weil ihr Pro-Kopf-Einkommen um mehr als 25% unter dem EG-Durchschnitt liegt. Auch nachdem im Zeitraum 1950/80 rund 2Mio. Andalusier nach Madrid, Katalonien oder ins Ausland abgewandert sind, verzeichnet die Region eine Arbeitslosenrate von über 20%.

Die Costa del Sol wurde zum Touristen-Mekka

Der Aufstieg der Costa del Sol zum Touristen-Mekka schuf zwar Arbeitsplätze, die Dollars, damals noch DM, Franken und Pfund der Urlauber flossen aber mehr in die Entwicklung anderer Landesteile. Natürlich hat sich im Laufe der Jahre auch Andalusien erheblich verändert. Die idyllische Ficherboot-Romantik gibt es nicht mehr, hochtechnisierte Fangflotten fahren zum Fang auf die hohe See. In den Häfen dümpeln die Yachten der Superreichen. Viele Araber haben sich angesiedelt.  Die Region hat ihr Gesicht verändert.

Dennoch gibt es wie in alter Zeit einige Wirtschaftszweige, die sich erhalten haben, wie z.B. Eisen-, Kupfer, – Bleibergbau. Lebensmittel- und Konservenindustrie, Schiffbau, Petrochemie, Metallverarbeitung. Diese Industriezweige sind größtenteils in den Großstädten oder den Küstenregionen angesiedelt. Weite Landstriche im Landesinnern, haben wenig mehr als die Agrarwirtschaft. 

In den Latifundiengegenden finden heute noch viele Männer und Frauen, teils nur für 3 oder vier Monate im Jahr bei der Olivenernte Arbeit. Sie wohnen dann in den berühmten Cortijos, dass heisst, in kleinen Hütten auf den Gehöfften der Großgrundbesitzer. Bei ca. 25 Euro pro Tag liegt der Tarif für einen  ganzen Tag Olivenpflücken.  Wer den Rest des Jahres nicht von der Arbeitslosenunterstützung leben will, muss versuchen, irgendeinen Saisonjob zu ergattern oder in eine andere Region ziehen, um sich als Saisonarbeiter zu verdingen.

Landwirtschaft in Andalusien

Nicht, dass Andalusiens Landwirtschaft keine ökonomisch guten Resultate erbrächte. Die Hektarerträge liegen teils weit über dem Landesmittel. Neben den klassischen Mittelmeerprodukten Weizen, Oliven und Wein werden Sonnenblumen, Zuckerrüben und Baumwolle angebaut.
Granada liefert Zuckerrohr, Tabak, Mais teils mit künstlicher Bewässerung, worin schon die Araber Experten waren. Aus der Provinz Huelva kommen Erdbeeren. Sevilla erzeugt rund 40% von Spaniens Reis.

Almeria hat hochproduktive Gewächshauskulturen, die teils allerdings die Grundwasserreserven überstrapazieren. Die ländliche Arbeitslosigkeit aber bleibt und wird mit der Automatisierung der Feldarbeit noch ansteigen. Das Problem stellt sich indes schon seit dem 19. Jahrhunderts. Anfang des
19. Jahrhunderts genossen viele kleine Pächter von Kirchen- und Gemeindeland eine gewisse Sicherheit bis zur sogenannten Desamortizacion von 1835. Zur Tilgung von Staatsschulden wurde, vom liberalen Gedankengut inspiriert, erst Kirchen, ab den 50er Jahren dann Gemeindeland eingezogen und an Adel oder Bürgertum verhökert. Diese bearbeiteten nur einen Teil ihres manchmal Tausende von Hektar umfassenden Besitzes, ein anderes Areal blieb für Jagdvergnügungen.

Die Guardia Zivil wurde gegründet

Um die häufigen Aufstände zu unterdrücken, wurde 1843 die Guardia Civil gegründet. Sie verhinderte nicht, dass sich zahlreiche Arbeiter vom späten 19. Jh. an anarchistischen Lehren zuwandten, streikten, Felder anzündeten… Die anarchistische Gewerkschaft CNT rekrutierte hier zeitweise weit mehr Mitglieder als die sozialistische UGT. Die Republikaner versprachen eine Agrarreform. Aber erst nach langem Tauziehen zwischen den republikanischen Parteien wurde das Gesetz das die Enteignung von Großgrundbesitz und seine Umverteilung an einzelne Arbeiter oder, Arbeiterzusammenschlüsse vorsah 1932 verabschiedet, doch kaum angewandt: Die Rechte gewann die 1933er Parlamentswahlen nicht zuletzt, weil die Anarchisten den Urnen fernblieben.

Die Volksfront fand nach ihrem Wahlsieg von 1936 kaum noch Zeit für Veränderungen. Zwar wurde in einzelnen Dörfern der Anarchismus als Leben in einer abgeschiedenen, von der Außenwelt abgeschnittenen Dorfgemeinschaft, ohne herkömmliche Machtstrukturen ausgerufen, der Bürgerkrieg machte dann jedoch alles zunichte.

Nach Francos Tod wurde die Agrarfrage wieder akut. Die Besitzverhältnisse auf dem Lande hatten sich seit den 30er Jahren wenig verändert, gewerkschaftlichen Angaben zufolge besaßen in den 70er Jahren 4% der Landeigentümer immerhin 52% des Bodens.
Angeregt nicht zuletzt durch Südportugals Landreform nach der 1974er „Nelkenrevolution“ schritten auch in Andalusien Tagelöhner zur Besetzung größerer Güter. Die Regierung reagierte 1984 mit einem Gesetz der Agrarreform in Andalusien.

Landwirtschaft und industrielle Entwicklung

Entgegen den Vorstellungen der Landarbeitergewerkschaft in den 70er Jahren läuft es jedoch nicht auf einen Wandel der Besitz- und Produktionsverhältnisse hinaus. Vorrangiges Ziel ist eine an agrartechnischen und sozialen Kriterien orientierte Verbesserung der Bodennutzung, die für Investitionen und mehr Beschäftigung sorgen soll. Das soziale Problem auf dem Lande führt die Einleitung zum Gesetz darauf zurück, dass große Latifundienbesitzer trotz mancher Modernisierung ihren Boden nicht optimal nutzten, um bei minimalem Unternehmerrisiko Gewinn zu erzielen. Das Gesetz sieht vor, dass Andalusiens Institut der Agrarreform für eine jede Gegend Sollwerte für die Produktion je Hektar und für die Zahl der Beschäftigten festlegt. Man will etwa vermeiden, dass in einem Bewässerungsgebiet nur Oliven angebaut werden.

Landbesitzern, die die Sollwerte nicht erreichen, drohen Sanktionen angefangen von einer Strafsteuer bis zum (seltenen) Fall der Enteignung. Mag sein, dass das Gesetz zur Modernisierung der Landwirtschaft beigetragen hat. Die sozialen Probleme auf dem Lande scheint es nicht gelöst zu haben. Indes versucht die Regierung, die industrielle Entwicklung der Region zu fördern. Mit hohen Subventionen will sie ausländische Investoren anlocken. Starke Impulse erhielt Andalusien freilich auch durch die Weltausstellung Expo ’92 in Sevilla. Im Eiltempo wurde ein für die Region beispielloses Programm des Ausbaus der Infrastruktur realisiert.Knapp 20 Jahre später lässt sich feststellen, dass der Expo-Effekt nicht allzu lange angehalten hat. Aber dessen unbenommen, gehört Sevilla sicherlich zu den sehenswertesten spanischen Metropolen.

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